Er macht richtig schön Druck
Eppendorf Achim Wittrin fertigt in der „Kleinen Letternpresse“tolle Plakate
Wer die kleine Ladenwerkstatt von Achim Wittrin (70) betritt, fühlt sich in eine andere Zeit versetzt. Vier massive mechanische Druckerpressen, unzählige Holzschubladen voller Blei- und Holzbuchstaben und bunte Stoffleinen, an denen Plakate hängen, sind das Reich des Setzers. Hier tobt sich Wittrin kreativ aus, bedruckt Plakate, Postkarten, Stofftaschen, Schürzen, Magnetkarten, Notizhefte, Untersetzer und vieles mehr. Die „Kleine Letternpresse“ist sein Leben.
„Ich sammel seit 1971 Buchstaben“, sagt Achim Wittrin. Zunächst bewahrte er sie im Schlafzimmer auf – was seine Frau gar nicht lustig fand. Seine Arbeit unterstützt sie aber voll. „Sie ist froh, dass ich ein paar Stunden weg bin, jetzt wo ich Rentner bin“, sagt er und lacht. Überhaupt macht er viele Späße, ist sehr persönlich. Wer in seinen Eppendorfer Laden kommt, fühlt sich wohl.
Das Schaufenster dekoriert er ständig neu. Fast alle Passanten bleiben stehen, schmunzeln über Sprüche wie: „Und täglich grüßt das Trumpeltier“, „Nur das Ziel ist im Weg“oder „Wirr ist das Volk“. Die Ideen kommen ihm mal im Urlaub auf Hawaii, mal auch im Auto. Sein „Ideenbuch“ hat er immer dabei. Wie genau er die Buchstaben anordnet, ergibt sich dann aber erst beim Setzen.
Besonders gern nutzt er die großen Holzbuchstaben. „Durch die Maserung ist Leben in ihnen“, sagt Achim Wittrin. Jeder Druck ist einzigartig, weil die Farbe immer an anderen Stellen etwas dicker oder dünner aufs Papier kommt.
Bei Plakaten druckt Wittrin stets limitierte Auflagen von 30 Stück. Anschließend gibt er die Druckform auf, räumt die Lettern in ihre Schubladen. Etwa einen Tag braucht er für ein Motiv.
Für Helmut Schmidt druckte er mal eine Karte („Auf eine Zigarette“), die bis zu dessen Tod auf dem Schreibtisch in der „Zeit“-Redaktion stand, für Hannes Wader entwarf er die Hochzeits-Einladungen.
Und Achim Wittrin gibt sein Wissen gern weiter. Zwei zweitägige Workshops bietet er jede Woche an. Die Warteliste ist lang, die Produkte der Teilnehmer zeigt Wittrin mit so viel Stolz und Liebe, als wären es seine eigenen.
Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. „Schrift und Papier, Farbe und Mechanik – das ist ein schönes Metier“, sagt der Schriftsetzer. „Ich habe künstlerische Freiheit.“
„Kleine Letternpresse“: Ludolfstraße 42 (Eppendorf), www.moinmein.hamburg