Herr Schuster muss unter Polizeischutz schunkeln
Fulda – 15 Jahre lang packte Wolfgang Schuster im Karneval seine Schminke, die Perücke und das Leopardenfell aus und zog stolz als „Neger vom Südend“in die jecke Zeit. Jetzt nicht mehr. Der 72-Jährige ist der Verlierer einer Rassismusdebatte, die Fulda aufwühlt und selbst die Polizei auf den Plan ruft. Seit Wochen liegen dunkle Schatten über dem Rosenmontagszug, der heute durch Fulda zieht. Krach gab es. Vorwürfe. Und einen Rentner, der die Welt nicht mehr versteht.
Der jahrelange „Südend-Neger“Wolfgang Schuster, der nun nicht mehr als Schwarzer geschminkt durch die Straßen ziehen darf. Nach wiederholter Kritik brach der Verein „Südend“ mit dieser 80-jährigen Tradition.
Drei Sozialwissenschaftler der Hochschule Fulda hatten die Affäre ausgelöst: In breitgestreuten E-Mails, die sie als Privatpersonen schrieben, wie sie sagen, attackierten sie den Verein.
Weil die Mitglieder Tropenuniformen tragen würden, die den Uniformen der Truppen in den deutschen Kolonien nachempfunden seien.
„Dadurch wird Völkermord, Unterdrückung und Entrechtung verharmlost und gutgeheißen“, hieß es in einer Mail. Und eben weil es den „Südend-Neger“gibt.
Natürlich wehrt sich der Verein. Der Vorsitzende Andreas Beck meinte, die Vorwürfe seien eine Frechheit. Er und seine Mitglieder würden auf Facebook sogar als kleine Massenmörder beschimpft. Der Verein pflege nur eine lange Tradition und gehe respektvoll mit jedem Menschen um.
Trotzdem. „Es gibt kaum ein anderes Thema mehr“, so ein Nachbar zur MOPO. Manche zeigten Solidarität mit dem Verein, der sich stolz darauf beruft, 1938 gegründet worden zu sein. Andere werfen ihm Unbedachtheit vor. Angeblich pappte jahrelang im Verein ein Schild: „Nur eintreten darf, wer arischer Bürger ist“.
Und daher gibt es heute Polizeischutz für die SüdendJecken beim Rosenmontagsumzug. Es gebe Hinweise, so die Polizei. Denkbar seien Farbbeutel-Attacken oder Blockaden.
Den Narren Wolfgang Schuster macht das ganz traurig. Karneval sei doch eigentlich lustig und zum Feiern da, sagt er.