Gestatten! Mama & Tochter „Tatort“
Auch im wahren Leben führen die Pfälzerinnen Theater in Ludwigshafen
Von BERND PETERS
Haben Sie auch nur die Hälfte verstanden im vor Dialekt strotzenden und komplett improvisierten „Tatort: Babbeldasch“? Die beiden, die das exzentrische Konzept von Regisseur Axel Ranisch (33) noch am besten umsetzten, spielten sich dabei selbst: Marie-Louise und Petra Mott waren im Lieblingskrimi der Deutschen die Theater-Chefin und ihre Tochter. Wie im echten Leben.
Gestatten, Mutter und Tochter „Tatort“! Es ist kein Wunder, dass beide im Krimi so derbes Pfälzisch sprachen – denn sie haben wirklich ein Mundart-Theater in Ludwigshafen, das sich in Wirklichkeit „Hemshofschachtel“nennt, nicht „Babbeldasch“. Die gebürtige Französin Marie-Louise, genannt „Malou“, gründete es 1987 – als sie mit ihrem Mann, einem NATO-Soldaten, von Paris nach Ludwigshafen kam. „28,15 Penning hot isch in de Tasch“, sagt sie heute über den Aufbruch damals. „Deitsch han isch uff de Strooß gelernt.“Jetzt führt sie Stücke wie „Bauer sucht Sau“oder „Hotel Sellawie“im eigenen Theater auf. „Das ist bei uns Kult, das kennt jeder“, schwärmt der Ludwigshafener Fotograf „Die Malou geht jedes Mal ab wie eine Besessene. Ganz großartig!“
Auch „Tatort“-Regisseur Ranisch sah hier eine Aufführung, so entstand die Idee für den „Tatort“, erzählt er. „Ich fand mich plötzlich inmitten eines ganzen Haufens charmanter, witziger, schwer pfälzisch
Frank Schlamp.
babbelnder Originale wieder, die im Sturm mein Herz erobert haben.“Noch am gleichen Abend in der Hotellobby entstand das Konzept. Die Rollen für das Mutter-Tochter-Gespann wurden nach ihrem wirklichen Leben angelegt. „Ich konnte die Figur sein, ohne nachzudenken“, erklärt Petra Mott, die im Film mit Kommissarin alias „Lena Odenthal“flirtet. Sie habe eine Zeit lang sogar „vergessen, dass ich drehe“. Mama Malou hat ein bisschen TV-Erfahrung (u. a. im „Großstadtrevier“), Petra keine. Ihre erste Szene war die Beerdigung ihrer Mutter. „Grauenvoll“sei das gewesen. Sie sagt aber trotzdem: „Die Dreharbeiten waren wundervoll. Würde ich mich noch mal auf das Abenteuer einlassen? Ja!“
Ulrike Folkerts