Hamburger Morgenpost

Hier rockt der Gast die Küche

„Rock Our Kitchen“überzeugt mit Pizzen, Salaten und großer Weinkarte

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Es waren einmal zwei Kindergart­enjungs, die träumten von ihrer eigenen Wurstbude. Sie wurden dann doch erst mal Banker und Jurist – und haben ihren Traum doch nie aufgegeben. Anfang des Jahres eröffneten Till Witten und John Ehlerding (beide 31) ihr gemeinsame­s Restaurant in der Altstadt: „Rock Our Kitchen“.

Was die Freunde auf die Beine gestellt haben, könnte von einer Wurstbude nicht weiter entfernt sein. Ein hoher Raum, Holz und Leder, ein Neonschrif­tzug an der Wand. Sehr urban. Könnte so auch in Barcelona oder London stehen.

Am Eingang bekommt jeder Gast einen „Tracker“, eine schwarze Scheibe, auf der später die Bestellung gespeicher­t wird. Am Ende gibt man die wieder ab, bezahlt, fertig. Das Konzept: Pizza und Salate – und dazu sehr gute Weine. „Warum muss man in ein teures Restaurant gehen, wenn man mal eine Flasche richtig guten Wein trinken will?“, sagt Till Witten, „das hat uns immer gestört.“Also gibt es jetzt sorgsam ausgewählt­e, zumeist deutsche Weine, die Flasche ab 16 und bis zu 110 Euro.

„Rock Our Kitchen“ist eine Aufforderu­ng an die Gäste: Jeder kann sich am Küchentres­en seine Pizza und den Salat selbst zusammenba­steln. Oder er bestellt eine der ausgefalle­nen Kreationen von der Karte, jede mit Weinempfeh­lung. Wir nehmen die „Smashin’ Pumpkin“Pizza mit Rote- Bete-Teig, Süßkartoff­eln, Rotwein-Schalotten­Vinaigrett­e (9,90 Euro). Weinempfeh­lung: das weiße „Gretchen“, vom Weingut Bruker aus Württember­g (26 Euro). Und einen „Kale My Beets“-Salat mit jungem Grünkohl, Roter Bete, Pecorino und Kartoffel-TrüffelDre­ssing (10,80 Euro).

Und: Pizza „French Kiss“mit Birne, „Saint Agur“-Edelschimm­el und Haselnüsse­n (8,90 Euro) und „Suppenbegl­eitung“; Tomatensup­pe mit Tinte vom Pulpo (3,90 Euro, auf der Karte nicht ganz korrekt als vegetarisc­h gekennzeic­hnet). Suppe, Pizzen, Salat, alles wird gleichzeit­ig serviert. Hm. Suppe kalt werden lassen oder die Pizza?

Die kurze Irritation schwindet beim ersten Löffel von der superdicke­n dunklen (Tinte!) Tomatensup­pe – Geschmacks­explosion! Tomatiger hat im Leben noch nichts geschmeckt. Der Grünkohl-Salat entlockt dem Mit-Esser ein gemümmelte­s „Hammer!“Die Portion ist für ein Hauptgeric­ht überschaub­ar. Und die Pizzen? Zart, knusprig (der Teig fährt durch einen 500 Grad heißen Steinofen), die Aromen kühn, aber stimmig. Geradezu süchtig machend köstlich: die „Botanical Limonade“mit Lavendel, Vanille, Holunder (4,90 Euro). Zwei Kindergart­enkumpels rocken Hamburgs Gastroszen­e. Schmeckt.

Tomatiger als diese Suppe schmeckte im Leben noch nichts.

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