Recep-Fans im „Erdowahn“
Proteste nehmen immer bizarrere Formen an
Ankara/Berlin – Mehr als 150 Journalisten und Tausende andere sitzen unschuldig im Knast, die UN klagen über Kriegszustände im Osten des Landes und selbst ernannte türkische Patrioten protestieren – gegen Kühe! ErdoganFans lassen ihrer Wut auf reichlich bizarre Weise Lauf. Und der türkische Präsident dreht weiter an der Eskalationsschraube.
Im türkischen Izmit „schlachteten“AKP-Fans vor Kurzem Orangen, um gegen „Nazi-Holland“zu protestieren, weil die Farbe des niederländischen Königshauses Orange ist. Eine vergleichsweise smarte Aktion: Bei einer Demo in Istanbul wurde Frankreichs Präsident Hollande auf Plakaten verteufelt. Klar, sein Name klingt ja fast so wie das Land! Und in Samsun verbrannten Erdogan-Fans eine Flagge, die sie für die niederländische hielten – leider war es die französische. Der türkische Züchterverband kündigte sogar an, niederländische Kühe aus Protest „auszuweisen“. Den vorläufigen Höhepunkt des „Erdowahns“lieferten gestern aber deutsche AKP-Fans. Sie bepöbelten die „verlogenen Hurensöhne“von „Spiegel TV“auf dessen Internetseite für einen Erdogan-kritischen Beitrag – der allerdings bei „Stern TV“gelaufen war.
Recep Tayyip Erdogan selbst versucht inzwischen, Europa weiter unter Druck zu setzen: Die Türkei hat das Flüchtlingsabkommen mit der EU jetzt teilweise ausgesetzt. Das Land werde keine Flüchtlinge mehr von griechischen Inseln zurücknehmen, kündigte Außenminister Cavusoglu an. Erdogan beschwört sogar einen neuen Religionskrieg herauf: „Die haben einen Kampf zwischen dem Kreuz und dem Halbmond angefangen."