Auto-Schieber-Krieg vor Gericht
Es geht um Revierkämpfe beim Verteilen von Visitenkarten
Von MARCIA GAUGER
Der Krieg der Autohändler – im Juni 2015 berichtete die MOPO von einer Massenschlägerei verfeindeter Clans in Hamm. Gestern wurde vor dem Amtsgericht der Auslöser für den riesigen Polizeieinsatz verhandelt: Ein 45-Jähriger und ein 52-Jähriger – beide Vertreter konkurrierender Autoschieber-Clans – waren beim Verteilen von Visitenkarten aneinandergeraten. Der Jüngere ist jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt.
Der Massenschlägerei mit rund 40 Beteiligten war ein banaler Streit einige Tage früher vorausgegangen: Am Mittag des 3. Juni 2015 hatte der 52-Jährige Visitenkarten an Autos am Schlump gesteckt – in einem Gebiet, das der Angeklagte Ali H. für sich beansprucht. In ganz Hamburg stecken Autohändler-Clans ihre Reviere streng ab. Und wer im „Hoheitsgebiet“der Konkurrenz wirbt, der bekommt Ärger. Noch im Gerichtssaal ist die Spannung zwischen beiden Männern spürbar.
Ali H. lässt über seinen Verteidiger erklären, dass er seine Visitenkarten schon vor seinem Konkurrenten verteilt habe. Der habe die Karten ausgetauscht, daraufhin sei es „zu einer Schubserei“gekommen.
Die Beschreibungen des Opfers klingen deutlich brutaler: Ali H. soll ihn zu Boden geschubst und dort mit einem Stein verprügelt haben, sagt er. Er habe eine Umhängetasche gehabt, mit dem Gurt habe der Angeklagte ihn gewürgt. Immer wieder verfängt sich das Opfer in Widersprüchen. Wo stand er? Wie wurde er geschlagen? Wurde er tatsächlich gewürgt? Auf all diese Fragen gibt er im Laufe der Verhandlung unterschiedlichste Antworten. Auch die Richterin Ali H. (45): angeklagt wegen gefährlicher Körperverletzung scheint verwundert. „Wie können Sie sich diesen Widerspruch erklären?“, fragt sie das Opfer. Der Mann beteuert, sich kaum noch zu erinnern: „Der Schock.“Fortsetzung: 22. März. Das Opfer (52) soll in fremdem Revier Karten verteilt haben.