Verfeindete Rocker in Trauer vereint
Hunderte Biker nahmen Abschied von Jaden (✝9)
Herne – Der brutale Mord am neunjährigen Jaden in Herne hat ganz Deutschland entsetzt. Bei der Beerdigung im nahen Herten mussten jetzt Familie und Freunde Abschied nehmen. In der Trauer waren sogar Feinde vereint – Hunderte Rocker verschiedener Gruppierungen versammelten sich zur Beisetzung des Jungen.
„Ein junges Leben ist ein für alle Mal brutal ausgelöscht worden“, sagte Pfarrer Michael Thoma in seiner Ansprache auf dem Hertener Waldfriedhof, „der Verlust ist nicht in Worte zu fassen.“In den Tagen vor der Ermordung hätte Jadens Familie noch ein Wochenende in Holland verbracht. „Es darf nicht sein, dass ein Kind vor der Mutter geht. Er hatte doch noch so viel Leben vor.“
Rund 1000 Menschen erwiesen dem ermordeten Neunjährigen die letzte Ehre, darunter auch etwa 300 Mitglieder von Rockerclubs wie den verfeindeten „Bandidos“und „Hells Angels“. Auch der mächtige HellsAngels-Boss Frank Hanebuth aus Hannover war angereist. Der Stiefvater von Jaden ist nach Angaben des Anwalts der Familie Mitglied der „Bandidos“in Essen. Teils waren die Rocker sogar aus dem europäischen Ausland angereist. Laut Polizei blieb es ruhig, auch seien keine verbotenen RockerKutten getragen worden.
Wegen des großen Andrangs wurde die Trauerandacht in der kleinen Friedhofskapelle über Lautsprecher nach draußen übertragen. Anschließend wurde Jaden in einem weißen Sarg beigesetzt, Trauernde legten Kränze am Grab ab – „Frieden Jaden“war auf einer der Trauerschleifen zu lesen.
Die Familie des Jungen hatte eine Sondergenehmigung für die Beisetzung auf dem Friedhof in der Nähe von Jadens Elternhaus im Herner Stadtteil Wanne-Eickel erhalten. Dort gibt es bereits seit einigen Jahren keine Beerdigungen mehr.
Bereits am Mittwoch hatten Hunderte in einem emotionalen Gottesdienst in Herne der beiden Mordopfer gedacht. Viele Trauergäste brachten Blumen, Grablichter und Stofftiere mit. Schüler von Jadens Schule trugen Kartons in den Altarraum der Herz-Jesu-Kirche, auf die sie ihre Gefühle geschrieben hatten. Die Wörter „Angst“, „Wut“, „Traurigkeit“und „Unsicherheit“waren darauf zu lesen.
Der 19-jährige Marcel H. hatte nach seiner Festnahme gestanden, Nachbarsjunge Jaden getötet zu haben – mit 52 Messerstichen. Nach dem Mord lebten die Menschen in ganz Herne in Angst vor weiteren Bluttaten, bundesweit wurde Jadens Killer gejagt.
Drei Tage später hatte sich Marcel H. gestellt und gestand, auch seinen Kumpel Christopher (22) in dessen Wohnung in Herne erstochen zu haben. Marcel H. hatte bei seinem Bekannten mehrere Tage gewohnt.