Terroralarm an Pariser Flughafen
Islamist stirbt bei Angriff auf Soldaten. Täter war Behörden als gefährlich bekannt
Paris – Schüsse, fliehende Reisende, Panik und ein toter Mann auf dem Boden: Ganz knapp ist Frankreich gestern an einem neuen Terroranschlag vorbeigekommen. Ein Islamist wurde am Pariser Flughafen Orly erschossen, als er versuchte, einer Soldatin ihre Waffe zu entringen. Der Angreifer war den Behörden bekannt: „Eine besonders gefährliche Person“, so Präsident François Hollande.
Der Angriff begann am frühen Morgen: Eine Polizeikontrolle im Norden von Paris, ein Mann greift zu einem Schrotgewehr, schießt auf die Beamten – eine Polizistin wird leicht verletzt, der Täter flieht. Sein Fluchtwagen wird am südlichen Stadtrand gefunden. Mit vorgehaltener Waffe kapert der Mann dort ein weiteres Fahrzeug, fährt weiter nach Orly – dem zweitgrößten Flughafen von Paris. Er rennt in das Südterminal, wo Schlangen von Passagieren gerade einchecken. In der Nähe der Turkish-Airlines-Schalter greift er eine Patrouille an, ringt eine Soldatin zu Boden und versucht, ihr die Waffe zu entreißen. Die Frau wehrt sich verzweifelt, ihre Kollegen geben tödliche Schüsse auf den Angreifer ab.
Der ganze Flughafen wird geräumt, 3000 Menschen verlassen die Terminals, Passagiere sitzen in gerade gelandeten Fliegern fest, Spezialeinheiten suchen nach Bomben – dann stellt sich heraus: Der Mann war allein, hatte keinen Sprengstoff bei sich.
„Es war alles chaotisch, alle gerieten in Panik, es war sehr gruselig“, so die Zeugin Ellie Gutteter zur BBC. Die US-Reisende Meredith Dixon, die ebenfalls die Räumung von Orly erlebte: „Es war totales Chaos. Es gab keinen Alarm, keine Durchsagen, keine geordnete Evakuierung. Die Leute begannen einfach zu rennen.“
Schnell wird klar: Der Täter ist französischer Staatsbürger und Islamist. Ein 39-jähriger Dieb und Drogendealer. Bei einem Gefängnisaufenthalt soll er sich nach Informationen von „Le Figaro“radikalisiert haben, im Rahmen der Anti-TerrorMaßnahmen wurde im November 2015 seine Wohnung durchsucht – er war als Gefährder im Visier der Ermittler. Gestern wurden sein Vater und sein Bruder festgenommen.
Präsident Hollande lobte „den Mut und die Schlagkraft“der angegriffenen Soldaten – sie gehören zur „Opération Sentinelle“-Spezialeinheit, die angesichts der Terrorangriffe in Frankreich die Polizei entlasten und für Sicherheit sorgen soll.
Von der Sperrung in Orly waren Hunderte von Flügen betroffen, es kam zu einem Verkehrschaos, einige ankommende Maschinen wurden zum Flughafen Charles de Gaulle umgeleitet.