So gut kommt Merkel für ihr Treffen mit Trump weg
Positive Presse für die Kanzlerin. Präsident sorgt mit Aussage zu NATO und Deutschland für Verwunderung
Washington – Dass Politiker einhelliges Lob erhalten, ist eher selten. Kanzlerin Angela Merkel ist das mit ihrem Besuch beim neuen US-Präsidenten fast gelungen. Donald Trump sorgte aber vor allem nach dem ersten Treffen für Verwunderung.
Der liberale britische „Guardian“kommentierte das Treffen von Trump und Merkel mit den Worten: „Hier stieß eine ruhige, bedächtige und passionierte Europäerin mit einem Mann zusammen, dessen Unwissenheit über Außenpolitik bodenlos zu sein scheint.“Die „New York Times“schrieb von einem Treffen des „großen Zerstörers“mit der „letzten Verteidigerin der liberalen Weltordnung“.
Das US-Magazin „The Atlantic“lobte die Kanzlerin für ihre „versteckte Schelte“an Trump. Dieser hatte sie früher für ihre Flüchtlingspolitik attackiert, mit der sie Deutschland „ruiniert“habe. Merkels kühl servierter Satz an Trump während der Pressekonferenz, es sei besser, miteinander zu reden als übereinander, sei richtig, so das Magazin.
Donald Trump selbst steuerte auf Twitter gestern seine eigene Interpretation des Besuchs bei: „Anders, als es die Fake News behaupten, war das Treffen mit Merkel großartig.“Nichtsdestotrotz schulde Deutschland der NATO „riesige Mengen an Geld“und die USA müssten besser für den „teuren und machtvollen“Schutz bezahlt werden, den sie bieten. Eine irritierende Wortmeldung. Denn bisher ist es in der NATO unüblich, direkt Geld zu bezahlen oder Schecks zu überweisen. Die deutschen Rüstungsausgaben zu erhöhen hatte Merkel aber bei dem Treffen zugesagt.
Deutsche Wirtschaftsvertreter zeigten sich enttäuscht von dem Treffen. Ihnen fehlte vor allem ein klares Bekenntnis der US-Regierung zu einer engen wirtschaftlichen Kooperation: „Darauf hat nicht nur die transatlantische Wertegemeinschaft, sondern die ganze Weltwirtschaft sehnsüchtig gewartet“, so BDI-Präsident Dieter Kempf. Und weiter: „Kein Land ist eine Insel, auch die USA nicht.“
Zu den Gewinnern von Merkels Reise zählt die deutsche Journalistin Kristina Dunz. Sie hatte Trump ins Gesicht gefragt, warum er immer wieder Dinge behauptet, von denen er wüsste, dass sie falsch seien. Eine Antwort erhielt sie nicht. Dafür wurde sie aber von vielen USJournalisten gefeiert.