Putsch war Vorwand für Säuberungen
BND sicher: Gülen an Umsturzversuch in der Türkei nicht beteiligt
Ankara – Hunderttausende verloren ihre Jobs, Tausende landeten im Knast: Glaubt man dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, dann war sein Erzfeind Fethullah Gülen für den Putschversuch im vergangenen Juli verantwortlich. Mit beispielloser Wut jagt Erdogans Regime nun echte oder vermeintliche Anhänger des in den USA lebenden Predigers. Doch Bruno Kahl winkt ab. Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) sagte dem „Spiegel“über die Verantwortung Gülens: „Die Türkei hat auf den verschiedensten Ebenen versucht, uns davon zu überzeugen. Das ist ihr bislang nicht gelungen.“Gülens Anhänger seien keine Extremisten: „Die Gülen-Bewegung ist eine zivile Vereinigung zur religiösen und säkularen Weiterbildung“, so der Chef des deutschen Auslandsgeheimdienstes.
Der Putsch sei zwar nicht von Erdogan selbst initiiert worden, doch habe er dem türkischen Präsidenten als „willkommener Vorwand“gedient, so Kahl: „Was wir als Folge des Putsches gesehen haben, hätte sich – vielleicht nicht in der gleichen Tiefe und Radikalität – auch so ereignet.“Fethullah Gülen war einst ein enger Weggefährte von Erdogan. Zur verzweigten Gülen-Bewegung gehören Universitäten, Schulen und TV-Sender – seit 1999 lebt er im Exil in den USA. Erdogan wirft ihm „Terrorismus“vor und fordert von der US-Regierung seine Auslieferung.