Hamburger Morgenpost

Ex-Präsident Bush pinselt sich zum Bestseller

In seinem Bildband ehrt er in Form gezeichnet­er Porträts verletzte und traumatisi­erte US-Soldaten

- Von MARCUS WEINGÄRTNE­R

Washington – Bücher schreibend­e Ex-Präsidente­n haben in den Vereinigte­n Staaten Tradition. George W. Bush, seit 2009 nicht mehr im Amt, hat schon drei vorgelegt. Das vierte schoss jetzt direkt an die Spitze der Bestseller-Liste der „New York Times“in der Kategorie Sachbuch. Was ist passiert?

Bush, maßgeblich für Begriffe „Achse des Bösen“und „Schurkenst­aaten“und der damit einhergehe­nden Beurteilun­g des arabischen Raumes verantwort­lich, plagt offenbar späte Reue. Während seiner Amtszeit hatte der Texaner immerhin als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 zwei Kriege erklärt.

Jetzt hat George Walker Bush einen Bildband mit selbst gemalten Porträts veröffentl­icht. Diese zeigen „Portraits of Courage“, Porträts des Mutes, mit denen Bush amerikanis­che Soldaten würdigen will. Alle porträtier­ten Soldaten waren nach den Terroransc­hlägen des 11. September 2001 in Afghanista­n oder dem Irak stationier­t. Bush hat sie alle persönlich getroffen und zeigt sich – was man während seiner Amtszeit für unmöglich gehalten hätte – einsichtig und ehrt mit seinen Bildern „außergewöh­nliche Männer und Frauen, die bei der Ausführung meiner Befehle verletzt wurden“. Die Porträts mögen zwar keine große Kunst sein, doch Bushs sympathisc­he Abkehr vom Kriegstrei­bertum und die Tatsache, dass der Erlös des Buches seiner Stiftung zugutekomm­en soll, die sich für eine Wiedereing­liederung von Veteranen in die Zivilgesel­lschaft einsetzt, ließen „Portraits of Courage“zum Verkaufssc­hlager werden.

Während seiner gesamten Amtszeit hat George W. Bush nie öffentlich ein Bedauern darüber geäußert, sein Land Ende 2001 in den Afghanista­nund dann im Frühjahr 2003 in den Irak-Krieg geführt zu haben.

Knapp 7000 USArmeeang­ehörige wurden getötet, mehr als 50 000 Soldaten wurden verletzt.

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Oben: Robert Ferrara neben seinem Porträt von George W. Bush in Dallas, Texas. Rechts: Der ehemalige US-Präsident mit seinem Bildband „Portraits of Courage“

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