Der Blankeneser Asyl-Deal
In sieben Jahren muss das kleine Pavillondorf für Flüchtlinge wieder abgebaut werden MEINE MEINUNG
Mittwoch, 29. März 2017 Von STEPHANIE LAMPRECHT
Am Björnsonweg in Blankenese kann vorübergehend ein Pavillondorf für 192 Flüchtlinge errichtet werden – die erste Flüchtlingsunterkunft in dem Elbvorort. Aber: Nach sieben Jahren ist Schluss. Die Proteste der noblen Nachbarschaft, die die Baustelle sogar mit Autos blockierte, sorgten vergangenes Jahr bundesweit für Schlagzeilen.
Die Begrenzung der Nutzungsdauer auf sieben Jahre ist ein Vorschlag des Verwaltungsgerichtes. Der klagende Anwohner und die Stadt stimmten beide zu, damit ist Gelände am Björnsonweg: Der Kampf gegen das kleine Asyldorf brachte Blankenese bundesweit in die Schlagzeilen.
das Klageverfahren beendet. Flüchtlingskoordinator Anselm Sprandel: „Im Sinne einer gerechteren Verteilung über das ganze Stadtgebiet freut uns, dass nun bald auch die erste Flüchtlingsunterkunft in Blankenese errichtet wird.“
Bereits vor einem Jahr hatte die Stadt die Baugenehmigung erteilt. Ein Anwohner erwirkte einen Baustopp, weil umweltrechtliche Vorschriften verletzt wurden.
Im Fall der Unterkunft am Duvenacker (Eidelstedt) für 370 Flüchtlinge hat das Verwaltungsgericht hingegen einen vorläufigen Baustopp verhängt. Mehrere Anwohner hatten gegen den Weiterbau der sieben Gebäude an der A7 geklagt.
Damit die Stadt vor einer gerichtlichen Prüfung keine vollendeten Tatsachen schaffen kann, muss die Baustelle jetzt erst einmal ruhen. Die Klage der Anwohner sei „nicht offensichtlich aussichtslos“, so die Richter. Die Eidelstedter Flüchtlingsunterkunft soll nach 15 Jahren als sozialer Wohnungsbau genutzt werden. „Jeder Hamburger Stadtteil bekommt ein Flüchtlingsheim“– das hatte Olaf Scholz (SPD) versprochen. Dabei ging es um Gerechtigkeit: Die Lasten der Flüchtlingskrise sollten nicht nur Randbezirke tragen. Ein Jahr später ist klar: Das waren hohle Worte. Die Mehrheit der Asylbewerber sitzt in Neugraben, Wilhelmsburg, Bahrenfeld, Bergedorf oder Billwerder. In Vierteln wie Eimsbüttel, Eppendorf, Hoheluft und Rotherbaum dagegen ist keine einzige Unterkunft. Harvestehude hat ein Luxus-Asylheim mit ausgesuchten Bewohnern und Premium-Betreuung, Blankenese wird Flüchtlinge nur sieben Jahre „aushalten“müssen. Fair geht anders.
MATHIS NEUBURGER
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