Hamburger Morgenpost

Angst kannte sie nicht – bis zuletzt

Zum Tod der großen Schauspiel­erin, die im Alter von 72 Jahren den Kampf gegen Blutkrebs verlor

- Von JULIA BAUER

München – Sie war eine der letzten schillernd­en deutschen Film-Ikonen. Mit neun wurde sie zum Kinderstar, Hollywood-Schauspiel­er lagen ihr zu Füßen, sie glänzte in legendären TV-Serien: Christine Kaufmann. In der Nacht zum Dienstag starb sie mit 72 Jahren. Erst in der vergangene­n Woche war sie in ihrer Wohnung zusammenge­brochen ...

Blutkrebs lautete die Diagnose. „Ihr Tod kommt völlig überrasche­nd und sie wurde mitten aus ihrer Arbeit und ihrer enormen Schaffensk­raft gerissen“, heißt es in einem Statement des Management­s. Die Schauspiel­erin, die auch mit über 70 noch vor Lebensfreu­de strotzte, ging viel zu früh. Mit enormer Disziplin und Freude habe sie gerade ihr Buch „Liebesgesc­hichten – Anekdoten aus dem 20. Jahrhunder­t“beendet, das bald im Verlag Attenkofer veröffentl­icht werden soll. Weiter hieß es: „Ihre unzähligen Lebensweis­heiten, ihre poetische Art und ihre grenzenlos­e Toleranz und Liebe für Menschen machen sie unvergesse­n. Sie liebte ihre Familie, war eine zuverlässi­ge Freundin und verzaubert­e alle mit ihrem einzigarti­gen Charme, Humor und ihrer Lebensfreu­de.“

In der letzten Zeit soll sie sich sehr schwach gefühlt haben. Sie glaubte aber, es sei nichts Großes, sie glaubte, eine Grippe verschlepp­t zu haben. Doch im Krankenhau­s stellten die Ärzte die schrecklic­he Wahrheit fest: Christine Kaufmann hat Leukämie. Dazu eine Blutvergif­tung. Sie wurde ins künstliche Koma versetzt. Sie wachte nicht mehr auf. Die Ärzte sollen dafür gesorgt haben, dass sie keine Schmerzen spürte. Angst vor dem Tod hatte sie nicht, hat sie immer wieder betont. Eine lange, qualvolle Zeit nach der Schock-Diagnose blieb ihr erspart.

Gerade einmal 17 Tage ist es her, dass sie zum letzten Mal im TV auftrat. Im „Club der Köchinnen“wirkte sie fröhlich wie immer. Sie schien nicht geahnt zu haben, dass der Blutkrebs ihren Körper zerfrisst. Sie habe sich auf Presseterm­ine und Treffen mit ihren Fans gefreut, so ihr Management.

Schon als Kind stolperte Klein Christine, die am 1. Januar 1945 in der Steiermark als Tochter eines ehemaligen deutschen Offiziers und einer Französin zur Welt kam, ins Rampenlich­t. Mit neun eroberte sie in „Rosen-Resli“(1954) die Kino-Leinwände.

Christine Kaufmann, der gefeierte Kinder-Star. Der internatio­nale Durchbruch folgte im Teenie-Alter. Mit 15 Jahren bekam sie eine Rolle im Hollywoods­treifen „Stadt ohne Mitleid“(1961) neben Weltstar Kirk Douglas (100) – und kassierte dafür einen Golden Globe. Weitere Hollywoodf­ilme folgten.

Im Alter von zarten 17 Jahren lernte Christine

Kaufmann den weltberühm­ten Tony Curtis (✝ 85) kennen, sie verliebte sich, heiratete ihn. Das Paar bekam zwei Kinder. Alexandra (52) und Allegra (50). Glücklich sei die Ehe jedoch nicht gewesen, wie sie später offen erzählte.

Nach der Trennung von Curtis zofften sich die beiden um das Sorgerecht für die Töchter. Nach fünf Jahren wurde die Ehe geschieden und Christine Kaufmann kehrte mit den beiden Kindern nach Deutschlan­d zurück. Auch die drei Ehen, die folgten, gingen in die Brüche.

Beruflich sah es besser aus. In Deutschlan­d spielte Christine Kaufmann in TV-Serien wie „Der Kommissar“und „Derrick“mit. Für Rainer Werner Fassbinder stand sie in „Lola“und „Lili Marleen“vor der Kamera. Als Mauerblümc­hen Olga brillierte sie Anfang der 80er Jahre in der Kultserie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“.

Privat lebte der Weltstar in den letzten Jahren ohne Partner. Kaufmann war jedoch immer eine Kämpferin. Ihr Bruder Hans-Günter sagte: „Wir mussten früh lernen, uns nicht auf andere zu verlassen.“Doch ihren letzten Kampf hat Christine Kaufmann nun verloren.

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Christine Kaufmann 2008 beim Rosenball in Berlin
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In „Stadt ohne Mitleid“spielte Kaufmann (l.) an der Seite von Kirk Douglas und Barbara Rütting.
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1963 heirateten Christine Kaufmann und Tony Curtis. Der Ehe entstammen die Töchter Alexandra (l., im Alter von einem Jahr) und Allegra (u).

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