Was hat Hamburg gegen Hunde?
Zahl der Tier nimmt zu, aber die Auslaufflächen werden weniger. Das sorgt für Zoff
Feindbild Hund: Die Zahl der Vierbeiner in Hamburg hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, aber im selben Umfang auch die Ablehnung und der Hass. „Wir Hundehalter werden auf der Straße angepöbelt, angeschrien und angespuckt“, so MOPO-Leserin Carina Budde. „Es macht mich wütend, dass immer wir an allem schuld sein sollen.“
Hunde in der Großstadt – ein Thema mit großem Konfliktpotenzial. Die Hundegegner beklagen, dass Wege und Grünflächen mit Hundekot übersät sind und dass aggressive Vierbeiner eine Gefahr darstellen. Die Hundebesitzer dagegen fühlen sich an die Wand gedrückt und kriminalisiert.
Gab es 2012 in Hamburg 60 000 Hunde, ist ihre Zahl inzwischen auf 73 300 Hunde gestiegen. Gleichzeitig aber nimmt die Zahl der Auslaufflächen stetig ab. Immerdenen hin 6000 Quadratmeter Flächen, auf sich Hunde früher frei bewegen durften, gingen innerhalb von fünf Jahren verloren. Kein Wunder, dass es inzwischen überall Streit gibt.
Zuletzt gab es große AuseinandersetzunAltona, gen um den Plan des Bezirksamtes die Freilauffläche für Hunde im Jenischpark abzuschaffen. Diesmal aber scheint der Protest der Hundebesitzer Früchte getragen zu haben: Die Bezirksversammlung Altona entschied gestern mit den Stimmen von SPD und Grünen, das Vorhaben zunächst mal für sechs Monate auf Eis zu legen.
Eigentlich waren SPD und Grüne dafür, die Freilauffläche sofort abzuschaffen. Nun aber gewähren sie den Hundebesitzern eine letzte Bewährungsfrist: Im kommenden halben Jahr soll allerdings der Hundekontrolldienst besonders häufig vor Ort sein, um sicherzustellen, dass sich die Tiere tatsächlich nur innerhalb der Auslauffläche frei bewegen und im Rest des Parks an die Leine genommen werden. Außerdem ist eine Art „Tag der offenen Tür“geplant, bei dem Behördenvertreter den Hundebesitzern ins Gewissen reden werden, sich künftig besser an die Regeln zu halten.
So, wie es bisher im Jenischpark zugeht, könne es jedenfalls nicht bleiben, so Wolfgang Kaeser von der SPD-Fraktion. „Bei mir rufen vor allem Väter jüngerer Kinder an, die sich darüber beschweren, dass der Park für sie eine No-Go-Area geworden sei, weil sich 80, 90 Prozent der Hundebesitzer nicht an die Leinenpflicht halten.“Ein Vater habe ihm erzählt, seine Kinder seien nach einer Hunde-Attacke regelrecht traumatisiert.
Konflikte wie in Altona gibt es auch anderswo: Vor Kurzem gingen beispielsweise Hundebesitzer in Eimsbüttel auf die Barrikaden. Dort hatte der Kerngebietsausschuss beschlossen, am Isebekkanal eine Anleinpflicht zu verhängen – zum Schutz von Wasservögeln. Lautstark der Protest. Eine Hundebesitzerin sagte: „Ein artgerechtes Leben von wildlebenden Tieren in hochverdichteten innerstädtischen Bezirken hat mittlerweile höhere Priorität als ein artgerechtes Leben von Anwohnern und naturverbundenen Hundehaltern mit ihren Tieren.“
Doch anders als im Jenischpark konnten sich die Hundefreunde in Eimsbüttel nicht durchsetzen. Es ist dabei geblieben: Hunde sind anzuleinen! Akzeptieren wollen die Betroffenen die Entscheidung allerdings nicht. Zuletzt kämpften sie mit einer Fotoaktion auf Facebook für ihre Interessen. Dabei wurden Fotos von Hunden wie Bilder aus Verbrecheralben gestaltet. Eine Anspielung darauf, wie die Hunde und ihre Besitzer derzeit kriminalisiert werden.
„Wir Hundehalter werden angepöbelt und angespuckt.“MOPO-Leserin Carina Budde