Aufstand der Integrierten: Er sagt „nein“zu Erdogan!
Aktion auf dem Rathausmarkt: 23-jähriger Hamburger will Referendums-Gegner ermutigen
Er ist Hamburger mit türkischen Wurzeln und beendet gerade sein Studium als Wirtschaftsingenieur. Und er will Flagge zeigen. Für Deutschland, für Demokratie, für Meinungsfreiheit. Can Karagül organisiert den „Aufstand der Integrierten“, der am kommenden Sonntag um 15.30 Uhr am Rathausmarkt stattfindet – damit den lauten Ja-Sagern zum türkischen Referendum etwas entgegengesetzt wird.
MOPO: Worum geht es bei Ihrer Veranstaltung genau? Can Karagül:
Es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, um die deutschtürkische Freundschaft, um Respekt, um Werte und den Abbau von Vorurteilen. Wir möchten gelungene Integration in den Vordergrund stellen. Beim derzeitigen Referendum in der Türkei wird bislang in den Medien eine Übermacht der „Ja“-Sagenden transportiert. Wir wollen den Gegnern des Referendums eine Stimme geben.
Beim Referendum ist die recht aufgeheizt. Stimmung
Innerhalb der türkischen Community verhärten sich die Fronten zwischen den Befürwortern und Gegnern. Und die Befürworter sind einfach lauter. Viele Gegner sind eingeschüchtert, trauen sich nicht, ihre Meinung zu sagen. Es gibt Gerüchte über Listen, auf denen man landet, wenn man dagegen ist. Wir wollen den Gegnern zeigen, dass sie nicht alleine sind, dass sie mutig ihre Haltung
„Wir möchten gelungene Integration in den Vordergrund stellen.“Can Karagül
gegen das Referendum zeigen können und für die Demokratie einstehen.
Deshalb die Kampagne mit dem schlagkräftigen Titel?
Ja. Ich konnte mich einfach nicht damit identifizieren, was die Unterstützer des Präsidialsystems antreibt, und dachte: Ich kann ja nicht der Einzige sein, der so denkt. Die Veranstaltung soll ein klares Zeichen dafür sein, dass Integration in großen Teilen sehr wohl gelungen ist. Wir sind hier angekommen, fühlen uns wohl und wissen die Demokratie zu schätzen. Und wir sind alle Hamburger und stehen für dieselben Werte, nämlich Demokratie, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Rechtstaatlichkeit, Menschenrechte. Das Interview führte
RENATE PINZKE