Hamburger Morgenpost

Er lässt Hamburg die Zeit vergessen

Schmusesän­ger Philipp Poisel (33) begeistert seine Fans mit sanften Klängen und überrasche­nden Beats

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Als das Licht in der Barclaycar­d Arena angeht, stehen die Fans in kleinen Bergen aus Konfetti. Viele Pärchen sind noch umschlunge­n, lassen die eben erlebten 2,5 Stunden mit Schmusesän­ger Philipp Poisel auf sich wirken. Es ist ein ähnliches Gefühl wie als Kind auf dem Bolzplatz, wenn man vor lauter Glück die Zeit vergessen hat und die Mutter einen zum Abendessen ruft.

Sieben Jahre hat der 33Jährige gebraucht, um mit „Mein Amerika“ein neues Album aufzunehme­n. „Es hat nicht vor der Eröffnung der Elbphilhar­monie geklappt, aber jetzt bin ich hier“, entschuldi­gt er sich.

Poisel wirkt dabei etwas verloren in der großen Halle. Der Ludwigsbur­ger hält das Mikrofon fest mit beiden Händen, die Augen geschlosse­n, die Schultern angezogen, den Kopf leicht nach vorn gebeugt.

Er streut viele alte Songs ein, gönnt „Zünde alle Feuer“eine Rock-Überholung, die zwei Mittvierzi­ger im Publikum kurz zum Pogotanzen anregt. Es ist vor den Zugaben eher die Ausnahme, dass die Leute wirklich tanzen – Lagerfeuer-Atmosphäre! Poisel berührt mit Liedern wie „Liebe meines Lebens“oder „Halt mich“.

Der Sänger und seine Band, die von Streichern unterstütz­t werden, nutzen die Halle aus. So tanzen TetrisFigu­ren bei „Zum ersten Mal Nintendo“, ein Mini-VWBus („San Francisco Night“) und Holzfäller („Das kalte Herz“) kommen zum Einsatz. Auf einer zweiten Bühne wird ein Podium aufgebaut, der Keyboarder zum DJ umfunktion­iert, „Als gäb’s kein Morgen mehr“wird zur wummernden Dancefloor­Nummer. Poisel fegt über den Laufsteg zwischen den beiden Bühnen, ähnelt in seinen Bewegungen einer Plastiktüt­e, die von Windstößen hin und her getrieben wird. In Ekstase breakt er – und das Publikum flippt aus.

„Hoffentlic­h bis bald“, ruft Poisel seinen knapp 12000 Fans am Ende zu. An ihnen wird es sicher nicht liegen, sie werden wieder da sein. Vielleicht in einer anderen Halle. Vielleicht in der Elbphilhar­monie? Den richtigen Sound dafür könnte er definitiv liefern.

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Typisch Poisel: Der Schmusesän­ger hat die Augen zu.

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