Keinen Bock auf Til Schweiger!
Beide Hamburger Klubs boykottieren umstrittene PR-Aktion. Warum der Schauspieler mit seiner Stiftung derzeit die ganze Bundesliga spaltet
Logistik-Riese Hermes will der Stiftung von Til Schweiger einen Spieltag lang seine Werbefläche auf den Fußballertrikots der Bundesliga überlassen – doch nicht alle Klubs sind begeistert. Der HSV und St. Pauli haben bereits abgewunken.
Seit 2013 tragen die Profis der 36 Erst- und Zweitligaklubs das Hermes-Logo auf dem linken Arm. Knapp acht Millionen Euro lässt sich das Hamburger Unternehmen die Werbung (auch auf Schiedsrichtertafeln und Ballstelen) jährlich kosten. Im Sommer läuft der Vertrag aus – doch vorher plant Hermes mit einer besonderen Aktion noch einmal für Aufmerksamkeit zu sorgen: Am 32. Spieltag Anfang Mai soll das Logo der „Til Schweiger Foundation“auf den Trikots prangen. Die Teilnahme an der Aktion ist für die Vereine freiwillig.
Während Schweigers Lieblingsklub Bayern München mitmacht (wie nach Informationen der „Welt“zwölf weitere Erstligisten, etwa 1. FC Köln, Hertha BSC oder RB Leipzig), wollen unter anderem der HSV und St. Pauli die Aktion boykottieren. Die Spieler werden an diesem Tag wie gewohnt mit dem Hermes-Logo auflaufen.
13 von 36 Profiklubs haben sich bereits dagegen entschieden, hat die „Welt“gezählt, nur 13 sind auf jeden Fall dabei, der Rest ist noch unentschieden.
„Es erreichen uns täglich Anfragen, gemeinnützige Aktionen zu unterstützen. In jedem Einzelfall gibt es
berechtigte Gründe, diesen guten Zweck zu unterstützen. Gerade deshalb müssen wir als HSV eine Abgrenzung definieren und uns nach klaren Richtlinien engagieren“, begründet Vereinssprecher Till Müller die Ablehnung. „Auf dieser Grundlage und auf der eines nachhaltigen sowie klubbezogenen gesellschaftlichen Engagements haben wir uns dagegen entschieden.“
St. Paulis Sprecher Christoph Pieper zur MOPO: „Wir legen unsere Schwerpunkte darauf, Aktionen und Projekte aus unserem Umfeld zu unterstützen.“
Der Logistik-Riese nimmt es sportlich: „Natürlich verstehen wir, wenn Bundesligisten
nicht teilnehmen möchten, zumal nahezu alle Klubs eigene soziale Projekte unterstützen“, so ein Hermes-Sprecher.
Schweigers Stiftung setzt sich seit 2015 für Kinder und Jugendliche sowie für Flüchtlinge ein. Er äußerte sich gegenüber der MOPO nicht zu der Aktion.
Im September 2015 hatte Hermes seine Trikotwerbung der „Bild“-Zeitung zur Verfügung gestellt – für die Flüchtlingsaktion „Wir helfen“. Damals kam es zu allgemeiner Empörung, als St. Pauli nicht mitmachte und der damalige „Bild“-Chef Kai Diekmann den linken Kiezklub der Fremdenfeindlichkeit bezichtigte.