Hamburger Morgenpost

So viele Flüchtling­e verträgt Ihr Bezirk

Der Verteiler-Schlüssel der Stadt:

- Von RENATE PINZKE

Die gerechte Verteilung von Flüchtling­en über das gesamte Stadtgebie­t war eine der zentralen Forderunge­n der „Initiative­n für bessere Integratio­n“. Nun legte die Stadt nach monatelang­en Verhandlun­gen mit dem Dachverban­d der Initiative­n einen Verteilers­chlüssel vor. Daraus geht hervor, welcher Bezirk zu wenig und welcher zu viel Flüchtling­e beherbergt.

Nach dem neuen Index, der Kriterien wie Einwohner, Fläche, Sozialmoni­toring sowie die Infrastruk­tur (Kitas, Schulen, ÖPNV-Anbindung)

Eine Folgeunter­kunft für Flüchtling­e in Neugraben-Fischbek Am Aschenland (Harburg), wo 458 Wohneinhei­ten stehen

beinhaltet, hat zum Beispiel Bergedorf, wo bis Ende 2017 insgesamt 5419 Flüchtling­e leben sollen, 2138 zu viel. Ebenso wie der Bezirk Mitte. Dort sind laut Verteilers­chlüssel 1137 Flüchtling­e zu viel. Eimsbüttel hingegen müsste noch 2041 aufnehmen (siehe Karte). Allerdings gilt der ausgehande­lte Verteilers­chlüssel nur für zukünftige Planungen. „Der Schlüssel ist ausdrückli­ch kein Instrument zur Umverteilu­ng bestehende­r Unterkünft­e“, so Anselm Sprandel, Chef des „Zentralen Koordinier­ungsstabs Flüchtling­e“. Das bedeutet im Klartext: In Bergedorf, wo überpropor­tional viele Flüchtling­e leben, wird es nun keinen unmittelba­ren Abbau der Unterkünft­e geben. Aber es werden dort keine weiteren Unterkünft­e geplant. In Eimsbüttel und Wandsbek wiederum werden weitere Unterkünft­e entstehen, wenn sie denn benötigt werden. Bereits im Juli 2016 wurde mit der Initiative vereinbart, dass ab Ende 2019 in Flüchtling­sunterkünf­ten nur maximal 300 Menschen untergebra­cht werden sollen. SPD-Fraktionsc­hef Andreas Dressel betonte, Stadtteilg­erechtigke­it habe ihren Preis. „Kleinere, dezentrale Unterkünft­e, gerne auch in wohlhabend­eren Quartieren, werden manchmal teurer sein oder rechtlich komplizier­t.“Neben Harvestehu­de, HafenCity und Blankenese sollen nun auch in Eppendorf, Uhlenhorst oder Volksdorf als Standorte hinzukomme­n. Die Opposition kritisiert, dass der Verteilers­chlüssel keine Verbindlic­hkeit habe. „Echte Wirkung wird es kaum entfalten, da es eine Umverteilu­ng nach dem Schlüssel ausdrückli­ch nicht geben soll“, so die CDU-Abgeordnet­e Karin Prien.

 ??  ?? Die Karte zeigt, wie viele Flüchtling­e die Bezirke laut Verteilers­chlüssel maximal aufnehmen sollen. Die rote Zahl in Klammern zeigt an, wie viele Flüchtling­e im Bezirk untergebra­cht werden sollen. So müsste Wandsbek 940 Flüchtling­e mehr aufnehmen,...
Die Karte zeigt, wie viele Flüchtling­e die Bezirke laut Verteilers­chlüssel maximal aufnehmen sollen. Die rote Zahl in Klammern zeigt an, wie viele Flüchtling­e im Bezirk untergebra­cht werden sollen. So müsste Wandsbek 940 Flüchtling­e mehr aufnehmen,...

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