Schüler heute
In der Mottowoche verkleiden sie sich als Zuhälter und Biene Maja
Von MAX WEINHOLD
Es ist wieder die Zeit, in der sich viele Hamburger morgens verwundert die Augen reiben, wenn ihnen auf dem Weg zur Arbeit blaue Schlümpfe und Mädchen in Netzstrumpfhosen und mit gaaanz tiefen Ausschnitten über den Weg laufen. Der verrückte Aufmarsch hat Tradition: Hamburgs Abiturienten feiern Mottowoche!
Die letzten Schultage nach zwölf langen Jahren – für die werdenden Abiturienten Grund genug, (sich) mal so richtig zu feiern. Dafür verkleiden sich die Jugendlichen fünf Tage lang – immer unter einem bestimmten Motto. Einer der Klassiker ist „Nutten und Zuhälter“: bodenlange Pelzmäntel, goldene Klunker um den Männer-Hals, die Mädchen in Moonboots, Netzstrumpfhosen und Minirock. So saßen die Schüler des Eimsbütteler Albrecht-Thaer Gymnasium (ATH) gestern im Unterricht. „Das gehört einfach dazu – und ist auch mein Lieblingsmotto“, sagt Ashwin (18), der als Zuhälter Goldkette und Lackschuhe trägt. Auch der „erste Schultag“darf in kaum einem Jahrgang fehlen: Mit Schultüte unterm Arm kommen die Volljährigen in die Schule gestapft. Auch beliebt bei den Abiturjahrgängen, die ihre Mottos an jeder Schule individuell auswählen, sind natürlich Kindheitshelden: Von „Biene Maja“über „Lillifee“bis hin zum „Sams“ist alles dabei, was in der Kindheit Rang und Namen hatte.
In der Mottowoche wird häufig auch viel Alkohol getrunken. Vor einigen Jahren musste die Polizei deswegen zu einem Großeinsatz ans Gymnasium Bondenwald ausrücken. Lehrer hatten eine Whiskey-Flasche entdeckt und die Party abgebrochen – jüngere Schüler, die aus Flaschen der Abiturienten getrunken hatten, klagten über Übelkeit. Mehr als 30 Kinder mussten damals in die Klink eingeliefert werden – sie waren aber offenbar „nur“Opfer einer Massenhysterie.
„Die Mottowoche gehört für uns einfach zum Abitur dazu.“Ashwin, Abiturient