Der Englische Patient
Diagnose: Erkältungserkrankungen, Torarmut, Sieglosigkeit Lienen: Schippe drauf in Nürnberg! Flum endlich wieder da
In der Englischen Woche wollte sich der FC St. Pauli so richtig Luft verschaffen, dem Keller-Mief entfliehen. Doch mit nur einem Punkt aus den Spielen in Aue (0:1) und gegen Sandhausen (0:0) ging das total daneben. Vorm Anpfiff in Nürnberg ist der Kiezklub der Englische Patient geworden.
Die erste Diagnose: Erkältungskrankheiten, die sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Monate ziehen. Immer wieder fallen wichtige Spieler aus. Zuletzt in Aue musste Cenk Sahin passen, gegen Sandhausen Mats Möller-Daehli. Trainer Ewald Lienen trug sogar Handschuhe, um die Ansteckungsgefahr in Grenzen zu halten.
Die zweite, wesentlich schlimmere Diagnose: Torarmut und daraus folgend Sieglosigkeit. In den vergangenen vier Partien konnte kein Dreier mehr eingefahren werden. Die letzten drei Male hintereinander ohne Tor, das ist schlichtweg ungesund. Wird auch morgen beim „Club“keine Bude gemacht, wäre die negative Rekordserie der Hamburger eingestellt. Eine andere Bestmarke (oder besser gesagt: Schlechtmarke) haben sie jetzt schon erreicht: Mit 24 Treffern nach 27 Spieltagen hatten die Kiezkicker in ihren 25 Zweitligajahren noch nie weniger Erfolgserlebnisse beim Einlochen. Und: Die 13 Mal vorn zu null – nur Kaiserslautern ist in dieser Saison noch harmloser.
Natürlich ist auch Pech dabei. Wie schon im letzten Heimspiel gegen Hannover 96 (0:0) scheiterte Aziz Bouhaddouz Mitte der ersten Halbzeit auch gegen Sandhausen am Aluminium. Das passierte dem besten St. Pauli-Schützen schon zum sechsten (!) Mal – öfter als jedem anderen in der Liga.
Aber selbstverständlich muss Trainer Ewald Lienen an diesem neuen/alten Problem arbeiten. Der 63-Jährige monierte zu Recht die absolute Entschlossenheit im und um den Strafraum des Gegners herum: „Gegen Sandhausen haben zehn, 15 Prozent gefehlt. Chancen waren genug da – vier, fünf hochkarätige waren dabei.“So steckt St. Pauli wieder in einer tiefen Krise. Lienen: „Für Siege gibt es keinen Ersatz! Mit der Situation müssen wir jetzt umgehen, müssen die Rückschläge nutzen, um uns wieder aufzurichten.“Man müsse die Lehren aus den Unzulänglichkeiten ziehen und „eine Schippe drauflegen“.
Immerhin: Es gibt Personalien, die Mut fürs Nürnberg-Duell machen. Bei Lennart Thy, in Aue ein Ausfall, hat der Coach einen Aufwärtstrend erkannt („Er hat eine andere Körpersprache gezeigt“), zudem gibt es zwei Rückkehrer: Mats Möller-Daehli trainierte gestern ebenso problemlos mit wie Johannes Flum, der wochenlang wegen eines Muskelfaserrisses im Adduktorenbereich zuschauen musste. Gestern sagte Flum glückschon
lich: „Ich bin fit und gesund.“Vielleicht können Möller-Daehli und er ja beim Englischen Patienten für ein Happy End in der Englischen Woche sorgen.