Hamburger Morgenpost

Aufstand gegen die Riesen-Kita

Lurup Sternipark will bauen, aber die Nachbarsch­aft im preisgekrö­nten Brachvogel­weg wehrt sich

- Von STEPHANIE LAMPRECHT und SIMONE PAULS

Vor einigen Jahren wurde der Brachvogel­weg in Lurup vom „Netzwerk Nachbarsch­aft“zur „schönsten Straße Deutschlan­ds“gewählt – doch jetzt gibt’s Ärger in dem idyllische­n Wohnprojek­t: Die Anlieger zoffen sich mit Sternipark. Der Verein hat ein Grundstück am Brachvogel­weg gekauft und will dort eine Kita mit bis zu 160 Plätzen, einer Großküche und vier Mitarbeite­r-Wohnungen bauen.

Die 120 Bewohner des selbstverw­alteten Wohnprojek­ts sind auf Zinne. Sie fürchten nicht etwa den Kinderlärm – sondern das Verkehrsch­aos, das zwei Mal am Tag in der fußweglose­n Spielstraß­e ausbrechen könnte, wenn auch nur die Hälfte der Kinder mit dem Auto gebracht und abgeholt werden würden: „Da der Brachvogel­weg eine Sackgasse ist, fährt jedes Auto auf demselben Weg wieder hinaus. Das macht täglich vier Autobewegu­ngen pro Kind“, rechnet Julia Schumacher vom Wohnprojek­t vor. Auch der Stadtteilb­eirat Lurup warnt vor „Gefahren auf dem Schulweg“durch die Autos der Kita-Eltern. Neben der Kita plant Sternipark auf seinem Grundstück den Bau einer kommerziel­len Großküche, mit Kapazitäte­n für täglich 800 Mahlzeiten.

Mit dem ersten Bauantrag ist der Träger bereits an den Politikern im Altonaer Rathaus gescheiter­t: „Der Bauausschu­ss hat den Antrag einstimmig abgelehnt“, so Wolfgang Kaeser (SPD Altona).

Der Verein, der in Hamburg derzeit 18 Kitas betreibt, hatte „erhebliche Befreiunge­n“von den Vorschrift­en gefordert, etwa die Erlaubnis einer gewerblich­en Nutzung des Grundstück­s für die Großküche und den Bau von Mitarbeite­rwohnungen. Sternipark kann nun einen neuen, abgewandel­ten Bauantrag für sein Grundstück stellen.

Und was sagt der Verein? Man gehe davon aus, dass nur 120 Kinder die Kita besuchen werden, so Sterni parkGeschä­ftsführeri nL eila Moysich. In der Großküche sollen nur Mahlzeiten für diese Kinder sowie 60 einer benachbart­en Kita zubereitet werden. Im Übrigen sei das Grundstück laut Bebauungsp­lan seit Jahren für eine Kita vorgesehen. Der Verein gehe davon aus, dass er seine Pläne umsetzen kann: „Eine Ablehnung des Bauantrags haben wir von der Verwaltung bislang nicht bekommen“, so Moysich. Man sei noch im Gespräch, bestätigt der Sprecher des Bezirks.

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Protest in der Idylle: Die Bewohner des Wohnprojek­tes Brachvogel­weg fürchten, dass es durch die Autos der KitaEltern zum Verkehrsch­aos in der Sackgasse kommt.
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Dieses Grundstück am Brachvogel­weg hat Sternipark gekauft. Es ist schon lange für den Bau einer Kita vorgesehen gewesen.

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