Hamburger Morgenpost

Bürger baut Fake-Blitzer aus Kanalrohr

Ein Baden-Württember­ger hatte die Autoraser satt. Seine „Radarfalle“wird von den Behörden geduldet

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Markdorf – Erst bremst das eine Auto ab, dann ein zweites und ein drittes. Kein Fahrer will von dem Blitzer an der Bundesstra­ße 33 bei Markdorf am Bodensee erwischt werden. Dabei ist die Radarkontr­olle gar nicht echt – ein Anwohner hat sie aus einem Kanalrohr nachgebaut. Die schwarze Säule sieht allerdings eindrucksv­oll aus, in den kleinen Fenstern meint man im Vorbeifahr­en sogar eine Kamera zu erkennen.

Die baden-württember­gischen Behörden bleiben angesichts des Fake-Blitzers iallerding­s ziemlich entspannt: „Wir haben das geprüft und uns entschiede­n, es nicht zu beanstande­n“, sagt ein Sprecher des Landratsam­tes. Der Verkehr werde durch die falsche Radarkontr­olle nicht gestört. „Es blitzt nicht, es blendet nicht. Für uns ist das unproblema­tisch.“

Ähnlich sehen es die Stadt Markdorf und der zuständige Gemeindeve­rwaltungsv­erband. Zwar müssen Bauwerke einen bestimmten Abstand zur Straße und auch ein gewisses Format einhalten. Der falsche Blitzer werde aber trotzdem geduldet, sagt Hauptamtsl­eiter Klaus Schiele: Die Idee des Mannes sei eine kreative Lösung und „eine besondere Ausdrucksw­eise von Meinungsfr­eiheit.“

Der Blitzer-Bauer vom Bodensee ist nicht der erste, Dieser Blitzer ist eine täuschend echte Fälschung. Und lässt die Autos bremsen.

der einen kreativen Umgang mit seinem Ärger über Raser pflegt: Im Ruhrgebiet hatten Anwohner der Stadt Moers 2011 eine Radarfalle aus einem Vogelhäusc­hen nachgebaut. Der „Starenkast­en“ hatte obendrein ein Herz für Tiere – mit einem Einflugloc­h für kleine Vögel auf der Rückseite. Zuvor hatten sich die Nachbarn bei der Stadt vergeblich für eine Verkehrsbe­ruhigung eingesetzt. Die Kommune blieb aber ebenfalls entspannt.

Wie sehr sich Menschen über solche Attrappen aber auch ärgern können, zeigt ein Fall aus dem Jahr 2005: Unbekannte hatten im Saarland einen falschen Blitzer mit einer Ladung Sprengstof­f in die Luft gejagt – laut Polizei flogen die Teile bis zu 30 Meter weit.

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