Die Kunsthalle in ganz neuem Licht sehen
Bekannte Werke, neues Thema: „Fürsorge und Grausamkeit“
Verstörend und idyllisch, düster und strahlend: Die Kunsthalle zeigt einige Highlights ihrer Sammlung in einer neuen Ausstellung – und stellt sie damit in einen ganz neuen Zusammenhang.
„Help Me Hurt Me“heißt der zweite Teil der Ausstellungsserie „Honey, I Rearranged The Collection“, die sich mit grundlegenden menschlichen Lebenserfahrungen beschäftigt. Das Thema diesmal: „Zwischen Fürsorge und Grausamkeit“– Liebe, Hass, Trauer, Wut, menschliche Dramen.
Und grausam wird es gleich an der ersten Station des Rundgangs bei zwei Videoinstallationen des Künstlerduos Marina Abramovic/Ulay. Bei „Light/Dark“ohrfeigen sich die beiden Liebenden minutenlang gegenseitig mit ausdruckslosen Gesichtern. „Breathing In/Breathing Out“zeigt das Paar beim Kuss – allerdings mit Stöpseln in den Nasenlöchern. Unter Qualen atmen sie den immer sauerstoffärmer Sie können nicht mit-, aber auch nicht ohne einander: „United Enemies“von Thomas Schütte werdenden Atem des jeweils anderen ein, bis sie beinahe bewusstlos werden.
Verstörend ist auch Bruce Naumans Videoinstallation „Anthro/Socio (Rinde Spinning)“, von der die Schau ihren Titel hat: „Hilf mir“und „Verletze mich“ruft der rotierende Kopf des Opernsängers Rinde Eckert zeitlich versetzt auf mehreren Fernsehern und Leinwänden – ein klagender Chaos-Chor, der auf den Betrachter einprasselt.
In einem anderen Raum hängt Gerhard Richters idyllisches Bild der „Familie Schmidt“– und gleich daneben Félix Gonzalez-Torres’ „Klaus Barbie As A Family Man“: der sadistische NSVerbrechers als Biedermann mit Frau und Kindern.
Kunsthalle: bis 7.1. 2018, Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr, Glockengießerwall 5, 12-14 Euro