Hamburger Morgenpost

Chef der Pfeffersäc­ke

Tobias Bergmann (45) zum Kammer-Präses gewählt Im MOPO-Interview spricht er über seine Ideen

- (lacht)

Kammer-Rebellen-Chef Tobias Bergmann (45) hat es geschafft: Seit Donnerstag ist er Hamburgs neuer Kammer-Präses – die MOPO war sein erster Gast. Im Interview erzählt er, wie die Wahl sein Leben verändert hat und wie er jetzt die Kammer verändern will.

MOPO: Herr Bergmann, seit Sie der Kammer angehören, sind Sie als Querulant belächelt worden. Verspüren Sie nun Genugtuung? Tobias Bergmann:

Das können Sie glauben! Ich habe dieses altväterli­che Verhalten mir gegenüber häufiger erlebt. Umso mehr genieße ich jetzt den Moment mein Ziel erreicht zu haben.

Welche Veränderun­gen kommen jetzt auf Sie zu?

Das wird sich zeigen. Es ist jetzt schon ein paar Mal vorgekomme­n, dass ich auf der Straße von Unbekannte­n erkannt wurde. Als ich gestern Blumen kaufen war, hat die Verkäuferi­n gesagt: „Gratulatio­n, Sie sind der RebellenCh­ef !“Das ist neu ...

Ihnen ist klar, dass Sie die Rebellen-Rolle nun ablegen müssen?

Die Rebellion ist jetzt vorbei. Jetzt können wir uns vor nichts verstecken und müssen liefern. Aber das wollten wir ja auch. Die Stadt schaut, was mit uns passiert. Es sind viele Unternehme­r im Plenum, die kein Mensch kennt. Wir müssen beweisen, dass wir weiterhin die gesamtwirt­schaftlich­en Interessen vertreten können.

Das wird nicht leicht. Viele Wirtschaft­szweige werden durch das Plenum nicht mehr abgedeckt …

Diese Bedenken kann ich nachvollzi­ehen. Zum Beispiel bei der Industrie, wo große Unternehme­n nicht mehr in der Handelskam­mer sitzen. Aber es war ein demokratis­ches Votum und so ist eben gewählt worden. Wir werden eine Lösung finden, diese Wirtschaft­szweige zu beteiligen. Möglichkei­ten sind Kooptation – also die Zuwahl von weiteren Mitglieder­n –, Ausschüsse und eine weitere Öffnung der Kammer. Das Problem gab es schon immer.

Ein Problem war auch das 500000-Euro Jahresgeha­lt von Hauptgesch­äftsführer SchmidtTre­nz. Wann folgt die von Ihnen forcierte Gehaltskür­zung?

Ich bin zuversicht­lich, dass wir eine vernünftig­e Lösung hinbekomme­n. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen. Fakt ist aber: Die Aufgabe gehört, genau wie die Abschaffun­g der Zwangsbeit­räge, zu den dickeren Brettern, die wir bohren müssen.

Haben Sie sich schon persönlich bei den Mitarbeite­rn vorgestell­t?

Das folgt noch. Ich werde durchs Haus gehen, mich vorstellen und mir ein Bild davon machen, wer die Leute sind und was sie tun.

Sie werden aber sicher nicht überall herzlich empfangen. Durch die Abschaffun­g der Zwangsbeit­räge steht ein massiver Stellenabb­au im Raum ...

Ja, und damit muss man offen und ehrlich umgehen. Im Augenblick herrscht eine große Unsicherhe­it und als Berater kenne ich diese Situation. Wir müssen schnell Klarheit schaffen und bis Ende des Jahres den 280 Mitarbeite­rn sagen, was hier passieren Gut gelaunt: Bergmann mit MOPO-Redakteur Mike Schlink (26)

wird. Das muss seriös sein. Ich will hier keine Salami-Taktik haben. Die Handelskam­mer ist ein seriöser Arbeitgebe­r und wird ein seriöser Arbeitgebe­r bleiben.

Ein Streitthem­a ist auch Ihr VizePräses Johann Killinger, der durch die Schließung des Buss Hansa Terminals massiv in der Kritik stand. Ist er überhaupt tragbar? für das Amt

Ja! Wenn jeder Unternehme­r, der in der Kritik ist, nicht für ein Ehrenamt in der Handelskam­mer tragbar wäre, dann könnten wir den Laden zusperren. Das Interview führte MIKE SCHLINK

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