Eisbergalarm auf „Titanic“-Route
Providence – Eisbergalarm auf der „Titanic“-Schiffsroute: Mehr als 400 davon sind innerhalb der letzten Woche vom Grönländischen Eisschild in die Schifffahrtstraßen des Nordatlantiks abgetrieben. Die gigantische Ansammlung ist nicht nur ungewöhnlich groß für diese Jahreszeit, sondern birgt auch ernste Gefahren für die Frachtschiffe. Einen Zusammenstoß gab es bereits ...
Aktuell driften ungefähr 450 Eisberge vor den Ufern Neufundlands – eine Woche zuvor wurden laut Internationaler Eispatrouille der US-Küstenwache gerade einmal 37 Eisberge gezählt. Normalerweise ist mit einer derart hohen Anzahl erst im späten Mai oder Anfang Juni zu rechnen. Der Durchschnitt für diese Jahreszeit liegt eigentlich bei 80 Eisbergen. „Einen so drastischen Anstieg in so kurzer Zeit habe ich noch nie erlebt“, sagt Gabrielle McGrath, Leiterin der Eispatrouille.
In den Gewässern nahe der Stelle, wo 1912 einst die „Titanic“sank, müssen Frachtschiff-Kapitäne nun extrem aufpassen und bis zu 400 Kilometer weite Umwege auf sich nehmen, was für große Frachtschiffe anderthalb Tage zusätzliche Reisezeit bedeutet. Außerdem müssen sie ihre Geschwindigkeit auf bis zu drei Knoten drosseln. Das kostet laut Schiffskapitän Sid Hynes nicht nur Zeit, sondern auch Geld: „Man verbraucht mehr Treibstoff, alles dauert länger.“Ein Schiff sei bereits mit einem Eisbrocken kollidiert und befinde sich nun in der Reparatur. „Ein sehr ungewöhnliches Jahr“, sagte Hynes zu Associated Press.
Wie die US-Presseagentur berichtet, sehen Experten die Ursache in ungewöhnlich starken Winden, die die Eisberge Richtung Süden treiben. Als zweiten Faktor nennt der Bericht auch die globale Erderwärmung, die den Prozess beschleunigt, bei dem Brocken des Grönländischen Inlandeises abbrechen und wegtreiben.
Die Internationale Eispatrouille existiert, seitdem die „Titanic“in den Gewässern etwa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland gesunken war. So sollen Gefahren durch umhertreibende Eisbrocken rechtzeitig erkannt und Schiffe gewarnt werden. Seitdem ist laut Eispatrouille tatsächlich nie wieder ein Eisberg von einem Schiff gerammt worden.