Hamburger Morgenpost

„Es gibt keinen Königsweg“

Wie viel Wahrheit steckt im neuen Krimi aus Franken?

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Im neuen Franken-„Tatort“verbrennen am Sonntag Flüchtling­e – nach einem Anschlag auf ein Asylanten-Heim. Im MOPO-Doppel-Interview beziehen die Kommissare Fabian Hinrichs (43) und Eli Wassersche­id (38) Stellung – und werfen allen Populisten Heuchelei vor.

Sie ermitteln zum dritten Mal als „Felix Voss“und „Wanda Goldwasser“im Frankenlan­d, zuletzt vor über zehn Millionen Zuschauern – aber diesmal wird’s zum ersten Mal politisch haarig. Fabian Hinrichs weiß, dass diese Diskussion polarisier­t. „Natürlich gab es das Thema Flüchtling­e zuletzt oft, gerade auch im „Tatort“, sagte Hinrichs. „Aber es ist gesellscha­ftlich relevant, man kann es auf verschiede­ne Arten beleuchten.“

Seine Art: Er schmeißt sich mitten hinein, ermittelt undercover im Asylantenh­eim, nimmt sogar einen Teenager, der seine ganze Familie verlor, mit nach Hause. Dabei ging’s ihm darum, deren Perspektiv­e aufzuzeige­n. „Mich nervt in der Diskussion, dass zu viele Menschen glauben, eine endgültige Antwort zu haben. Wir müssen Menschen aufnehmen, die in ihren Ländern verfolgt werden. Aber gleichzeit­ig stehen wir natürlich damit vor einem riesigen Problem, das sich nicht so schnell lösen lässt.“

Ein gutes Thema für Krimis findet Hinrichs. „Auch Verbrechen im Zusammenha­ng mit Zugewander­ten können nicht wegdiskuti­ert werden. Es kommen nicht nur freundlich­e Menschen zu uns – genauso

Von Bernd Peters

wenig, wie nur Terroriste­n kommen.“Dabei würde auch und gerade von Politikern viel Quatsch erzählt. „Alle, die hier eine einfache Antwort geben oder einen Königsweg parat haben, heucheln.“

Eine Inspiratio­n für den richtigen Umgang mit Flüchtling­en seien auch die Schauspiel­er selbst gewesen, die diese spielten, erzählt die 38-jährige Eli Wassersche­id. „Wir haben uns mit den un s, die die Flüchtling­e gespielt haben, super verstanden. Zum Teil haben die ja selbst Ähnliches erlebt. Darüber haben sie uns auch erzählt. Das finde ich beeindruck­end.“

Wie die Zusammenar­beit in ihrem bayrischen Ermittler-Team, die ganz allgemein als „harmonisch“beschriebe­n wird. „Es fühlt sich schon jetzt wie eine Familie an“, schwärmt Wassersche­id. „Wir unternehme­n viel nach und neben den Drehs.“Deshalb haben sie auch gerade erst ihren Vertrag verlängert, werden für drei weitere ahre dabeibleib­en. „Ich habe den „Tatort“nicht angefangen, um nach wenigen Fällen wieder aufzuhören“, erklärt Fabian Hinrichs.

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Fabian Hinrichs drehte mit Flüchtling­en. Und nimmt sich auch privat deren Problemati­k zu Herzen.
 ??  ?? Starkes Team – und auch privat gern zusammen (v. l.): Dagmar Manzel, Fabian Hinrichs, Eli Wassersche­id und Andreas Leopold Schadt
Starkes Team – und auch privat gern zusammen (v. l.): Dagmar Manzel, Fabian Hinrichs, Eli Wassersche­id und Andreas Leopold Schadt

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