Hamburger Morgenpost

Vier Verdächtig­e ab heute vor Gericht

2015 sollen sie Molotow-Cocktails ins Verlagshau­s geworfen haben

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Von STEPHANIE LAMPRECHT

Weltweit berichtete­n Medien über den feigen Brandansch­lag auf die MOPO – heute beginnt nun der Prozess gegen vier junge Männer, die in jener Nacht im Januar 2015 Molotow-Cocktails und Gullydecke­l in die Kellerräum­e des Verlagsgeb­äudes geworfen haben sollen. Ihr Motiv laut Staatsanwa­ltschaft: Ärger über Mohammed-Karikature­n, die die MOPO nur wenige Tage zuvor auf der Titelseite gedruckt hatte.

7. Januar 2015: Zwei Islamisten verüben einen Terroransc­hlag auf die Redaktion des Satiremaga­zins „Charlie Hebdo“in Paris. Aus Solidaritä­t druckt die MOPO am nächsten Tag die Mohammed-Karikature­n auf dem Titel nach. Am 11. Januar 2015, kurz nach zwei Uhr nachts, fliegen dann mit Brennstoff gefüllte Flaschen durch ein Kellerfens­ter des MOPO-Gebäudes in der Griegstraß­e (Othmarsche­n), setzen Archivräum­e in Brand.

Zeitungen weltweit berichten, Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) besucht die geschockte Redaktion, die Staatsschu­tzabteilun­g des LKA bildet eine Sonderkomm­ission mit 30 Beamten, die Staatsanwa­ltschaft setzt 2000 Euro Belohnung für Hinweise auf die Täter aus.

Die Ermittlung­en sind aufwendig. Bereits in der Nacht zuvor hatte es eine versuchte Brandstift­ung an der nahen Max-Brauer-Schule gegeben. Schüler hatten CharlieHeb­do-Karikature­n aufgehängt – den Ermittlern ist sofort klar, dass es einen Zusammenha­ng gibt. Tatsächlic­h sollen laut Anklage zwei der vier mutmaßlich­en MOPO-Brandstift­er zusammen mit einem Kumpel auch für den Brandansch­lag auf die Schule verantwort­lich sein.

Durch umfangreic­he Analysen von Handydaten und Funkzellen-Auswertung­en können die Fahnder die Gruppe der Verdächtig­en immer weiter eingrenzen.

Bei überwachte­n Telefonate­n und WhatsApp-Chats bestätigte sich für die Polizei der Verdacht: Die jetzt angeklagte­n jungen Männer unterhielt­en sich – zunehmend nervös – über den Anschlag Anfang 2015 druckte die MOPO die Karikature­n der Zeitschrif­t „Charlie Hebdo“.

auf die MOPO. Sogar im Warteraum des Polizeiprä­sidiums verplapper­ten sich die Freunde, nicht ahnend, dass die Polizei mithörte.

Wie ein Puzzle setzen die Ermittler schließlic­h alle Indizien zusammen und erheben Anklage wegen schwerer Brandstift­ung (MOPO) und versuchter Brandstift­ung (Max-Brauer-Schule).

Alle Angeklagte­n wohnen in der Nachbarsch­aft der MOPO. Zwei von ihnen wurden zuvor bereits wegen kleinerer Vergehen „gemaßregel­t“, die beiden anderen sind nicht vorbestraf­t. Das Urteil wird nicht vor Juli erwartet.

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Nach dem Verhör verlassen vier Verdächtig­e am 4. März 2015 das Polizeiprä­sidium.
 ??  ?? 11. Januar 2015: Einsatzkrä­fte der Feuerwehr löschen den Brand im MOPO-Verlagsgeb­äude.
11. Januar 2015: Einsatzkrä­fte der Feuerwehr löschen den Brand im MOPO-Verlagsgeb­äude.
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