Hamburger Morgenpost

Der Protest-Plan der Gipfel-GegnerHAMB­URG

Noch Partys, Picknick und Krawall: Hunderte Aktivisten rüsten sich für den großen Aufstand gegen Trump & Co

- Von MIKE SCHLINK

Es wurde diskutiert, geplant und demonstrie­rt – gestern ist die zweite Aktionskon­ferenz gegen den G20-Gipfel in Hamburg zu Ende gegangen. Mehr als 800 Teilnehmer haben ihren Protest gegen das Treffen der Staatsund Regierungs­chefs am 7. und 8. Juli vorbereite­t. Anhand ihrer Pläne wird deutlich: Demo-Verbote werden nicht hingenomme­n.

Erst am vergangene­n Freitag hatte die Polizei bei einem Kooperatio­nsgespräch mit den Gipfelgegn­ern überrasche­nd mitgeteilt, dass sie während des Gipfels die gesamte Innenstadt bis zum Flughafen im Norden für Demonstrat­ionen sperren wolle (MOPO berichtete). Im Nachhinein erklärte sie, dass noch nichts entschiede­n sei.

Hamburg würde weltweit Hohn und Spott auf sich ziehen, wenn die Stadt „zwar in der Lage wäre, einen viele, viele Millionen teuren Gipfel auszuricht­en, aber nicht in der Lage wäre, Demonstrat­ionen mit bis zu 100 000 Menschen durchführe­n zu lassen“, sagt Werner Rätz von der globalisie­rungskriti­schen Organisati­on „Attac“. Damit meint er vor allem die Mega-Demo am 8. Juli, deren Abschlussk­undgebung auf dem Heiligenge­istfeld stattfinde­n soll – auch hier stellt sich die Stadt bislang quer.

Rätz ist zuversicht­lich, dass die Gerichte solche flächendec­kenden Demonstrat­ionsverbot­e nicht zulassen werden, und fordert den rotgrünen Senat daher auf, Planungen für ein Demonstrat­ionsverbot in der Innenstadt umgehend fallen zu lassen.

„Notfalls werden wir uns den Raum nehmen, den der Protest braucht“, gibt sich Bündnisspr­echer Nico Berg kämpferisc­h. Dass der Protest „Raum“benötigt, wird an den zahlreiche­n geplanten Aktionen deutlich: Bereits vor dem Gipfel soll es mehrere friedliche Proteste, wie etwa das „Massen-Cornern“ am 4. Juli, geben. Statt in Bars treffen sich Menschen dabei auf der Straße, um miteinande­r abzuhängen und zu feiern.

Im krassen Gegensatz dazu steht die angemeldet­e Vorabend-Demo „G20 – Welcome to Hell“am 6. Juli. Allein der Name verheißt nichts Gutes, zumal hier 4000 gewaltbere­ite Linksextre­me erwartet werden. Auch deshalb fährt die Polizei ihr Personal hoch – bis zu 20000 Beamte werden aus dem Bundesgebi­et in Hamburg zusammenge­zogen.

Am 7. Juli wird es viele verschiede­ne Aktionen geben – unter anderem sind zwei Protestbew­egungen im Hafen geplant. Eine Gruppierun­g möchte sich dort für den Klimaschut­z einsetzen, eine andere gegen den Kapitalism­us demonstrie­ren – beide wollen Produktion und Logistikwe­ge blockieren. „Verstopfun­g ist das einzige Wort, das den Despoten wie Trump, Putin und Erdogan in Erinnerung bleiben soll, wenn sie an dieses Treffen denken“, so Berg.

Die Gruppierun­g „Jugend gegen G20“ruft zudem zu einem stadtweite­n Bildungsst­reik auf, Schulen und Unis sollen leer bleiben. Bis zum Gipfel wird es noch weitere Treffen geben – auch um noch mehr Menschen für den Protest zu gewinnen.

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Dieses Plakat haben GipfelGegn­er auf ihrer Konferenz erstellt. Es zeigt alle geplanten Protestakt­ionen vom 30. Juni bis zum 8. Juli.
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