SO WAR ES LIVE
Phillip Boa, Markthalle: Ja, er hat die Haare schön. Kokett lässt er sie ins Gesicht fallen, wirft sie zurück, greift rein. Und dann alles wieder von vorn. Phillip Boa (54), deutscher Indie-Gott der 90er, hat an diesem Sonnabend aber nicht nur seine schönen Haare mit in die ausverkaufte Markthalle gebracht, sondern auch seine besten SchrammelPerlen. „Boa! Boa!“, ruft das Ü40Publikum dem Mann im schwarzen Anzug immer wieder zu. Der Dortmunder, von Kritikern gern „sympathisches Arschloch“tituliert, ist mit seiner Band The Voodoo-Club auf einer Art „Best of“- Tour. „Annie Flies The Lovebomber“, „Albert Is A Headbanger“, „Diana“, „And Then She Kissed Her“, kaum ein Hit aus der gut 30-jährigen Karriere fehlt. Das Publikum singt lauthals mit und ist verzückt. Boas Ansagen sind knapp, sein Tanzen erinnert an die Eleganz eines Herbert Grönemeyers und das Gedöns um die Frisur – puh. Aber der Mann hat Präsenz, und seine Musik rast vom Ohr direkt ins Blut. Nach zwei Stunden haben Herr Boa und seine Haare Feierabend. Sie haben einen guten Job gemacht.