Hamburger Morgenpost

„Show must go on“– aber nicht heute!

- FREDERIK AHRENS f.ahrens@mopo.de

Sie hatten eines der wichtigste­n Spiele der Saison vor Augen. Die Stars von Borussia Dortmund waren in der Hochphase der Anspannung, der Konzentrat­ion, als das Unvorstell­bare passierte. Ein Anschlag auf den Mannschaft­sbus, eine neue, abscheulic­he Qualität der Gewalt rund um den Fußball. Die Spielabsag­e war die einzig mögliche Konsequenz. Dass die Begegnung nun heute, nur 22 Stunden später, nachgeholt werden soll, ist hingegen nur schwer nachvollzi­ehbar. Ist es den Profis, die voller Angst auf dem Boden des Busses kauerten, die erlebten, dass ein Kollege verletzt wurde, wirklich zuzumuten, ihre hundertpro­zentige Konzentrat­ion auf den Fußball zu lenken? Können 65 849 Zuschauer ohne Furcht ins Stadion gehen, solange es keine Informatio­nen über die Hintergrün­de der Tat gibt? Wer übernimmt die Verantwort­ung für die Sicherheit? Es ist schwer zu glauben, dass heute ab 18.45 Uhr über Dreierund Viererkett­e, über passives Abseits, über wunderbare Nebensächl­ichkeiten diskutiert wird. Der Vorfall wird Narben hinterlass­en, der Ausgang des eigentlich so wichtigen Champions-League-Duells gerät in den Hintergrun­d. „The Show must go on.“Natürlich muss es weitergehe­n. Natürlich müssen Profis und Fans zur Normalität zurückfind­en. Wie schnell das gehen kann, darf aber nicht der Zeitplan der UEFA diktieren. Wichtiger ist, dass die Hintergrün­de der Tat aufgeklärt werden, dass das Gefühl der Sicherheit zurückgeke­hrt. Bei den Profis. Und bei den Fans.

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