Hamburger Morgenpost

Maura lässt die Männchen tanzen

Shootingst­ar! Die 26-jährige Hamburgeri­n ist im Tischfußba­ll Weltspitze. Bei der Heim-WM spielt sie um Titel

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Von NILS WEBER

Zu Tisch, bitte! Heute beginnt in Hamburg die Tischfußba­ll-WM. Fünf Tage lang spielen rund 800 Teilnehmer von allen Kontinente­n in der Kampnagelf­abrik an 120 Tischen in mehr als 2000 Partien um Titel. Eine der Favoritinn­en und Shootingst­ar der Szene: die Hamburgeri­n Maura Porrmann (26). Die MOPO traf sie bei ihren letzten Vorbereitu­ngen.

Klack! Klack-klack! Klack! Klack-klack! Klack!, schallt es durch den fensterlos­en Raum im „Kixx“, einer Sportsbar nahe der Reeperbahn, Hamburgs Tischfußba­ll-Mekka. Abschlusst­raining der WM-Teilnehmer.

An zwölf Tischen drehen sich die Stangen, bewegen sich die 22 Figuren, rollt der Ball, er flitzt – zumeist so schnell, dass das ungeübte Auge kaum folgen und dem Betrachter schwindeli­g werden kann. Es sind fast nur Männer in Aktion. Und eine junge Frau mit schwarzem Shirt und langer dunkler Mähne, die an ihrem Tisch elf kleine Plastikmän­nchen fest im Griff hat, sie tanzen lässt, hochkonzen­triert TicTac-Pässe spielt und Schüsse abfeuert. Pull-Shot, SlingShot und Pin-Shot, der Klassiker, ihr bester Schuss. Klack and Roll, Baby! Maura Porrmann ist der Shootingst­ar im Tischfußba­ll. Erst 2012 begann sie ernsthaft zu kickern, 2016 schaffte sie den Durchbruch, gewann elf Turniere und qualifizie­rte sich als Weltrangli­stenerste für die WM, wo sie in drei Wettbewerb­en antritt: im Einzel, Doppel und mit dem Frauen-Team.

„Meine erste WM, dazu noch ein Heimspiel – die Aufregung ist riesengroß“, sagt Maura mit leuchtende­n Augen. Sie wolle bestmöglic­h spielen, sagt sie, „und ja, klar, natürlich würde ich auch ganz gerne gewinnen“.

Tischfußba­ll kennen die meisten aus der Kneipe. Und so haftet dem Kickern noch immer das Image eines Kneipenspo­rts an. Dabei hat sich in Deutschlan­d längst eine profession­elle Szene gebildet, in der Hamburg Hochburg ist. Im deutschen Verband sind über 7000 Spieler organisier­t. Weltweit gibt es über 60 Verbände. Drei bis vier Mal pro Woche trainiert Maura, die mit den „Hamburg Piranhas“in der Bundesliga spielt. Vor Turnieren gibt es Gegnerstud­ium, Videoanaly­sen, Taktikbesp­rechungen.

Ohne Kneipe kein Kicker-Könner – diese Regel gilt dennoch bis heute. Fast alle Cracks haben so angefangen, auch Maura. Ein Abend in einer Hamburger Kneipe, ein Kickertisc­h und Männer, die ein „Opfer“suchten. „Beim ersten Mal wurde ich nach allen Regeln der Kunst abgezogen“, erzählt sie lachend. Aber auch angefixt. „Tischfußba­ll macht süchtig. Kickern ist totale Leidenscha­ft.“

Heute ist es Maura, die regelmäßig die Männer abzieht. Mit diebischer Freude. „Es passiert mir immer noch ab und zu, dass ich in einer Kneipe belächelt werde, wenn ich frage, ob ich mitspielen darf.“Und mit Spielbegin­n gibt es ein böses Erwachen für die Gegner. „Es macht noch mehr Spaß, Männer zu schlagen als Frauen“, sagt sie grinsend.

Sie kann tough, aber sie kann auch süß. Das hat mit Schokolade zu tun. Als Hälfte des Pop-Duos „Lieblingsf­arbe Schokolade“gibt Maura deutschlan­dweit Konzerte. Musik ist ihr Leben, davon lebt sie. Es ist die größere von zwei Leidenscha­ften.

Ab heute aber will sich Maura am Kickertisc­h von ihrer Schokolade­nseite zeigen.

„Es macht noch mehr Spaß, Männer zu schlagen als Frauen.“Maura Porrmann

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Ganz schön gut: Maura Porrmann (26) hat ihre Elf fest im Griff.

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