Hamburger Morgenpost

Neun Jahre auf Crystal Meth

Der Schauspiel­er ging durch die Drogenhöll­e – morgen signiert er seine Biografie bei „Thalia“

- Rike Schulz Tel. 040/80 90 57-330 Handy 0172/408 19 57 vip@mopo.de

Gute Zeiten, schlechte Zeiten“– der Titel der RTL-Soap, die Eric Stehfest (27) zum Star machte, könnte sein Leben beschreibe­n.

Vom Crystal-Meth-Junkie zum Erfolgs-Schauspiel­er. In seiner Biografie „9 Tage wach“, die Stehfest morgen in der „Thalia Buchhandlu­ng“(16 bis 17 Uhr, Spitalerst­raße) signiert, erzählt er schonungsl­os, wie er in die Drogenszen­e abrutschte.

Im Alter von zwölf Jahren rauchte der heutige TV-Star erstmals Haschisch – und erntete die Anerkennun­g seiner Kumpels. Von da an drehte sich die Abwärtsspi­rale für Eric immer schneller.

„Ich war jung, naiv und wollte unbedingt zur coolen Party-Szene gehören. Mein Auftreten war aber zu kindlich, um in die angesagten Clubs zu kommen …“

Das sollte sich schnell ändern: Mit 13 Jahren entdeckte er das billige Crystal Meth als Ego-Kanone und ballerte sich den harten Stoff rein. „Die Droge hat mir das Gefühl von Selbstbewu­sstsein und Stärke gegeben .“

Mit dem Kick im Körper hielt Eric sich für einen Halbgott – das höllische Verlangen nach dem Teufelszeu­g, das wie harmloser Kristallzu­cker aussieht und rasend schnell süchtig macht, wurde stets größer. Sein bitteres Geständnis: „Insgesamt habe ich neun Jahre Crystal Meth genommen. Am Anfang alle paar Monate, später täglich.“Die Partydroge, erzählt er der MOPO, ließ Eric triebgeste­uert und narzisstis­ch werden. „Man sah mir den Konsum nicht direkt an. Ich hatte zwar Pickel im Gesicht, Schweißaus­brüche, war untergewic­htig – aber das haben viele ja in der Pubertät.“

Doch sein Wesen veränderte sich: Panikattac­ken kamen und auch Aggression­en. „Wenn ich auf Crystal war und gereizt wurde, konnte es passieren, dass ich überschwän­glich mit meinen Kräften umgegangen bin.“Eine nette Umschreibu­ng für körperlich­e Gewalt ...

Erst über eine einjährige Entziehung­skur – Auslöser war ein neun Tage langer Rausch – schaffte er den Absprung. Heute sagt er: „Ich glaube, ich würde nicht mehr leben, wenn ich nicht in den Entzug gegangen wäre.“Stehfest hatte bereits seinen Abschiedsb­rief geschriebe­n ...

Inzwischen ist er clean, trinkt keinen Alkohol. Warum die Drogenbeic­hte? „Crystal Meth ist ein gesellscha­ftliches Problem“, sagt er. „Immer mehr junge Menschen wollen funktionie­ren, Leistung bringen, Druck kompensier­en, angepasst sein.“Seine Botschaft: „Wir sollten alle entschleun­igen. Mal das Handy weglegen, sich Zeit für wichtige Dinge nehmen anstatt sich zu betäuben.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Völlig zugedröhnt: Der Soap-Star wollte cool sein und suchte den Kick.
Völlig zugedröhnt: Der Soap-Star wollte cool sein und suchte den Kick.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany