Hier brennt bald der Milliarden-Laser
Schenefeld Super-Röntgen wird bald angeschaltet. Die MOPO warf Blick ins Herz des „European XFEL“
Von MAX WEINHOLD
Ein Forschungszentrum namens XFEL – das klingt nicht nur besonders, sondern das ist es auch: Wenn im September der Super-Röntgenstrahler in Betrieb geht, sollen in Schenefeld wissenschaftliche Berge versetzt werden. Die MOPO durfte ein letztes Mal einen Blick ins Herz des Forschungskomplexes werfen.
Lautes
Surren
und
dünne Luft umgeben Besucher und Wissenschaftler, die sich zwölf Meter unter der Erde an ratternden Geräten und Maschinen vorbeischieben. Ein bisschen wie in einer anderen Welt – Technik, bunte Kabel, die Rohre, die über den Köpfen hinweglaufen. Das alles spielt sich aber nicht in einem Fantasy-Film ab – sondern im beschaulichen Schenefeld.
Dort wurde in den vergangenen Jahren für 1,5 Milliarden Euro ein Projekt aus dem Boden gestampft, das seinesgleichen sucht. Einzigartig auf der Welt, mit welcher Geschwindigkeit Bilder von unvorstellbar kleinen Molekülen geknipst werden. „Ein bisschen wie bei 'Lucky Luke'. Wir sind mit unseren Fotos schneller als die Röntgenstrahlen, die mit Lichtgeschwindigkeit auf Moleküle geschossen werden“, erklärt Dr. Bernd Ebeling von XFEL.
Genau das macht die Anlage, die unter anderem die Erforschung von Krankheiten und Medikamenten vorantreiben soll, so besonders.
„Auf 3,7 Kilometer Tunnel-Länge vom DESY-Standort in Bahrenfeld über den Osdorfer Born bis nach Schenefeld werden Elektronen extrem beschleunigt“, weiß Ebeling. „In Osdorf sind sie bereits schneller als Lichtgeschwindigkeit.“
Vor dem Aufprall der Elektronen auf Moleküle werden die Teilchen auf dem letzten Abschnitt der Röhre von Magneten reflektiert und gelenkt. Ebeling: „Dabei entsteht Licht – und das ist milliardenfach heller, als alles andere zuvor. Wir erzeugen 27000 Lichtblitze pro Sekunde – bei anderen Anlagen auf der Welt sind es maximal 120!“Mit diesem Licht wollen die Forscher den physikalischen Prozess des Aufpralls festhalten, um daraus Schlüsse für die Forschung zu ziehen. Nebenbei entstehen Bilder, die vorher nie entstehen konnten. Ein bisschen wie im Fantasy-Film.