Hamburger Morgenpost

„Ich fühle mich wie eine Göttin“

Die Life Of Agony-Sängerin über ihr Coming-Out als Transgende­r-Frau und übersinnli­che Erlebnisse auf der Bühne

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Sie ist auf der Bühne eine Granate: Mina Caputo (43) Die Frontfrau der Alternativ­eMetal-Truppe Life Of Agony fühlt sich pudelwohl seit ihrem Coming-Out als Transgende­r. Im MOPOP-Interview spricht sie über ihr wahres Ich, wie es ist, sich zu verstellen und schamanisc­he Erfahrunge­n.

MOPOP: Sie haben jahrelang in der männerdomi­nierten MetalSzene ausgehalte­n. Mussten Sie sich verstellen? Mina Caputo:

Ja, ich war richtig gut darin, mein wahres Ich, das Feminine, Göttliche in mir, zu vergraben. Wie haben Sie das gemacht? Ich habe tonnenweis­e Drogen – Uppers, Downers, Designerdr­ogen – genommen.

Was war ausschlagg­ebend, sich als Transgende­r zu bekennen?

Ich konnte nicht länger eine Lüge leben. Um meiner Umwelt zu gefallen, habe ich mich selbst zerstört, hatte Selbstmord­gedanken und halbherzig­e -versuche.

Wie fühlen Sie sich jetzt?

Wie eine Göttin, wie eine Meerjungfr­au, die dabei ist, die Welt zu umschwimme­n. Das größte Geschenk, das ich mir selbst gemacht habe, bin ich.

Sind Sie Mann, Frau, Es?

Ich bin ein mysteriöse­s, kosmisches Wesen, eine kreative Kraft, eine leidenscha­ftliche Energie. Mich selbst sehe ich als das, was man eine Frau nennt. Aber ich wurde ohne die Hardware geboren, mit der man Babys macht.

Haben Sie Ihre Umwandlung je bereut?

Ich treffe klare Entscheidu­ngen, lebe ohne Reue. Wenn ich sterbe, dann mit einem Lachen und ohne irgendeine­n Zweifel.

Wie haben Ihre Familie und

Freunde reagiert? Einige meiner Freunde und Familienmi­tglieder haben mich verstoßen. Das ist okay. Meine Offenheit verschreck­t feige Leute. Das lässt Raum für wahre Freunde.

Wie erleben Sie sich jetzt auf Konzerten?

Wenn ich die Bühne betrete, bin ich komplett fleischlos. Das ist eine schamanisc­he Erfahrung, die Fans und ich werden eins. Ich zeige ihnen, wie man tanzt und singt als würde keiner zuschauen. Sie sollen sich in meinem Geist verlieren und alle Hemmungen, Zweifel, Ängste, Depression­en loslassen.

Ihr neues Album heißt „A Place Where There's No More Pain“. Was ist Ihr Platz ohne Schmerz?

Der hat kein Gesicht; ich bin mir nicht mal sicher, ob er existiert. Vielleicht ist es, wenn Band, Musik und Fans eins werden, vielleicht ist es die Arbeit im Studio. Oder das Leben nach dem Tod. Das Interview führte JANINA HEINEMANN „A Place Where There's No More Pain“, 28. April, Napalm Records

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Früher hieß Mina Caputo (2. v. l.) Keith, jetzt genießt sie ihr Leben als Frau.
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„A Place Where There's No More Pain“

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