Hamburger Morgenpost

So feiert die Welt Macrons Triumph

Große Erleichter­ung: „Die letzte Schlacht hat die Republik gewonnen“Neuer Präsident besucht als Erstes Deutschlan­d. Telefonat mit Merkel

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Paris – Die französisc­he Hauptstadt feierte besonders ausgelasse­n: In Paris, wo Emmanuel Macron in der Stichwahl mehr als 90 Prozent geholt hatte, machten vor allem viele junge Anhänger des neuen Präsidente­n die Sonntagnac­ht zum Tage. Nur der Wahlsieger selbst genoss seinen Triumph nur kurz. Er arbeitete gestern bereits mit Hochdruck an seiner Amtsüberna­hme, die am Sonntag erfolgen soll.

Ob es nun die Erleichter­ung über die Nicht-Wahl der Rechtsextr­emen Marine Le Pen war oder die Freude über einen ProEuropäe­r: Die weltweiten Reaktionen auf den Sieg des 39Jährigen waren Erleichter­ung und Freude. „Die letzte Schlacht hat die Republik gewonnen“, schrieb die französisc­he Zeitung „Libération“halb erleichter­t, halb euphorisch. Auch weltweit war die Erleichter­ung groß.

„Macron trägt die Hoffnungen von Millionen Franzosen – auch von vielen Menschen in ganz Europa. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass wir gut zusammenar­beiten werden“, erklärte Kanzlerin Angela Merkel. „Glückwunsc­h an die Franzosen, die Freiheit, Gleichheit und Brüderlich­keit gewählt und der Tyrannei von Fake News eine Absage erteilt haben“, so EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk.

Der neu gewählte Präsident wird die Glückwünsc­he zur Kenntnis genommen haben. Er selbst stürzte sich sofort in die Arbeit. Als ersten Termin nach seiner Wahl nahm er gestern an einer offizielle­n Zeremonie teil, die in Frankreich jedes Jahr am 8. Mai anlässlich der Kapitulati­on NaziDeutsc­hlands im Jahr 1945 gefeiert wird.

Hinter den Kulissen geht es für den 39-Jährigen nun darum, einen Premiermin­ister und einen Minister

zu ernennen, mit denen er die Franzosen bei den anstehende­n Parlaments­wahlen im nächsten Monat überzeugen kann. Macrons politische Bewegung „En Marche“ist bisher gar nicht in der Nationalve­rsammlung vertreten. Gut möglich, dass der „Obama Frankreich­s“auch nach der Parlaments­wahl auf die Zusammenar­beit mit den bisher dominieren­den Sozialiste­n und Konservati­ven angewiesen ist.

Zusammenar­beiten will Macron auch mit Deutschlan­d. Seine Vertraute Sylvie Goulard kündigte an, dass ihn seine erste Auslandsre­ise als Präsident schon „sehr bald“nach Berlin führen werde. Und auch ein

erstes Telefonat führten Macron und Merkel bereits. Es soll „sehr warmherzig“ausgefalle­n sein.

Allerdings birgt der erste Besuch Macrons in Berlin durchaus Zündstoff. Er will für die Eurozone einen eigenen EU-Finanzmini­ster und einen gemeinsame­n Haushalt sowie Eurobonds. Diese Ideen stoßen im Finanzmini­sterium von Wolfgang Schäuble bisher auf wenig Gegenliebe.

Wahlverlie­rerin Le Pen bereitet sich und ihren Front National unterdesse­n auf die Parlaments­wahlen vor. Sie konnte in der Stichwahl immerhin 10,6 Millionen Stimmen auf sich vereinen – mehr als ihre Partei jemals geholt hat.

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Anhänger von Macron feiern den Wahlsieg. Vor allem in Paris machten viele junge Menschen die Nacht zum Tage.
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Macron dominierte gestern in Frankreich die Titelseite­n. Aber auch weltweit löste sein Sieg viele positive Reaktionen aus.
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Ein französisc­her Reim der Künstlerin „Barbara“: Freiheit, Gleichheit, Le Pen ade.

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