Blohm+Voss muss schrumpfen
Nächster Einschnitt nach Stellenstreichungen: Zwei Drittel des Geländes stehen künftig leer
Von MAX WEINHOLD
Seit 1877 werden an der Hermann-Blohm-Straße Schiffe gebaut. Schlacht- und Kreuzfahrtschiffe, Container-Pötte und Mega-Yachten. Damit ist nun Schluss: Die Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss ändert den Kurs – und steuert in eine ungewisse Zukunft. Jetzt wurden weitere Maßnahmen bekannt.
„Blohm+Voss ist in einem kritischen Zustand“, erklärte Dieter Dehlke, Geschäftsführer der LürssenGruppe im Februar. Die Bremer Werftengruppe hatte Blohm+Voss im vergangenen Jahr übernommen. Im Februar gab es bei Blohm+Voss dann einen herben Schlag vors Kontor: 300 Arbeitsplätze sollten wegfallen. Diesen Entschluss hatte die LürssenGruppe nach „mehrwöchiger Analyse“gefasst.
Man wolle die Situation mit notwendigen Maßnahmen verbessern. Welche Maßnahmen das sind, darüber wurden die 989 Mitarbeiter schon vor einer Woche informiert. Gestern nun stimmten rund 400 anwesende Mitglieder der Gewerkschaft IG-Metall in der Kantine von Blohm+Voss über ihre Zukunft und die ihrer Werft ab.
Die konkrete Frage, über die entschieden wurde: Darf die IG Metall mit Eigentümer Lürssen in Verhandlungen gehen? Über die Umgestaltung des Werftgeländes und über weniger Geld für die Belegschaft? „Die Mitglieder haben zugestimmt, weil der Arbeitgeber überzeugend darstellen konnte, dass und wie gespart werden muss“, erklärt Emanuel Glass, Geschäftsführer der Gewerkschaft. „Und zwar nicht nur bei den Löhnen, sondern auch bei einfachen Dingen wie etwa der Installation von LED-Lampen“– weil der normale Lohn der Arbeiter unberührt bleiben soll, geht es vermutlich auch an das Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Eine weitere einschneidende Maßnahme: Anstelle des Schiffsbaus, wie ihn Blohm+Voss seit nunmehr 140 Jahren betreibt, sollen in Hamburg künftig vor allem Yachten und Kreuzfahrtschiffe wieder fit gemacht werden. Es sollen aber auch Militär- und Marineschiffe gebaut werden.
Und dafür schrumpft auch das Werftgelände: Bis zu zwei Drittel des Standortes sollen künftig leerstehen! So lange, bis die Hallen für wirklich große Aufträge wieder gebraucht werden. Bis dahin ist es vermutlich noch eine lange Fahrt – durch eine unruhige See.