Hamburger Morgenpost

Gisdol fleht: Vertrautmi­r!

Trotz großer Abstiegsan­gst – HSV-Trainer entgegnet Skeptikern: „Wir werden uns freimachen!“

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Sie sitzen zumindest schon wieder im Vorzimmer zur Intensivst­ation. Der HSV wankt dem Saisonende entgegen, die Fans zittern und bibbern mit dem Dino. Das 0:0 gegen Mainz steigerte diese Sorgen noch. Nur einer bleibt ganz ruhig: Während der Anhang das Vertrauen in die Profis mehr und mehr verliert, weicht Markus Gisdol keinen Zentimeter vom Team ab.

Es gibt kaum ein zuverlässi­geres Indiz für die Lage des HSV, als die Anzahl der Medienvert­reter, die sich am Tage nach einem Spiel im Volkspark einfindet. Am Montag war es voll im Bauch der Arena. Antworten mussten her. Denn die Nullnummer gegen Mainz hatte vor allem eines hinterlass­en – ein großes Fragezeich­en.

Die nächste Chance ist weg. Und damit ein weiteres Stück Hoffnung. Der HSV taumelt der Relegation entgegen, offenbar ohne fußballeri­sche Fähigkeite­n, das Ding noch zu drehen. Gisdol aber will davon nichts hören – und bittet um Vertrauen.

„Ich verstehe die Ansicht der Skeptiker“, ließ der 47Jährige wissen, reklamiert aber für sich einen besseren Blick auf die Dinge: „Niemand ist so nah dran wie wir!“Dann wird Gisdol deutlich: „Es wird ja immer gesagt, wir würden Dinge schönreden. Aber es war sehr kräftezehr­end, in dieser Saison noch mal ranzukomme­n. Unterm Strich bleibt festzustel­len, dass die Mannschaft in der Rückrunde sehr stabil ist. In der Tabelle sind wir Achter.“ Kann man so sehen. Dennoch: Das Momentum spricht gegen den HSV, der aus den vergangene­n vier Spielen nur einen Zähler holte. Nicht zuletzt Gisdol selbst hatte nach dem MainzSpiel für Irritation­en gesorgt, weil er die Häufigkeit der Sonntagssp­iele kritisiert­e und den Druck, der auf seinen Profis laste, als zu groß erachtete. Wird der nun aber nicht noch größer? „Das glaube ich nicht“, widerspric­ht Gisdol. „Dieser Druck entstand vor allem, weil wir sonntags immer nachlegen mussten. Das fällt nun weg.“Denn an den letzten beiden Spieltagen müssen alle Klubs zeitgleich ran.

Die wichtigste Frage aber: Wie will der zuletzt so zahme HSV offensiv gefährlich­er werden? Auch diese Antwort liefert Gisdol wie aus der Pistole geschossen: „Mainz hat extrem konsequent verteidigt. Wir werden auch wieder gegen Gegner spielen, die uns etwas mehr anbieten, als Mainz es getan hat. Dann werden wir uns frei machen.“

Gisdol, der Chef-Optimist des HSV. Vor allem scheint er glasklare Prinzipien zu haben: Mag der HSV noch so schlechten Fußball anbieten – der Trainer wird die labile Psyche seiner Profis nicht noch zusätzlich durch Kritik belasten. Dann wird eben auch ein 0:0 gegen Mainz in der Nachbetrac­htung zu einem Erfolg, denn, so Gisdol, „wenn wir verloren hätten, wären wir fast weg gewesen. So aber haben wir den Druck auf die anderen erhöht“. Eine interessan­te Sichtweise und ein spannender Weg, den Gisdol gerade geht – und von dem zumindest er selbst restlos überzeugt ist.

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Vom HSV berichten Simon Braasch und Florian Rebien
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Markus Gisdol hat den Glauben an seine Mannschaft trotz der zuletzt miesen Leistungen nicht verloren.

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