Hamburger Morgenpost

Wie Schulkanti­nen Kinder demütigen

Kein Essensgeld bezahlt? So leiden US-Kids

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Harrisburg – Es war in der ersten Woche des neuen Schuljahre­s, auf dem Speiseplan der Kantine einer Grundschul­e in Pennsylvan­ia stand Hühnchen. Ein Junge aus der ersten Klasse hatte das Fleisch bereits auf dem Teller, da kam eine Mitarbeite­rin und warf es in den Müll. Grund: Die Eltern hatten das Essensgeld nicht bezahlt.

„Lunch shaming“wird diese Praxis in den USA genannt, und der Vorfall aus Pennsylvan­ia ist kein Einzelfall. An manchen Schulen müssen betroffene Kinder zur Strafe den Fußboden der Mensa wischen, andere bekommen einen Stempel auf den Arm mit der Aufschrift „Ich schulde Essensgeld“.

Stacy Koltiska ist es zu verdanken, dass nun öffentlich über diese Form der Diskrimini­erung von Kindern aus armen Familien diskutiert wird. Koltiska ist jene Kantinenan­gestellte aus Pennsylvan­ia, die dem Erstklässl­er gemäß Vorschrift das Hühnchen wieder weggenomme­n hatte. „Seine Augen füllten sich mit Tränen, da dachte ich mir: Das kann ich nicht machen, das ist lächerlich“, so die dreifache Mutter.

Koltiska kündigte daraufhin ihren Job. Sie könne nicht länger für „eine Einrichtun­g arbeiten, die wegen 2,05 Dollar (1,88 Euro) einem Kind das Essen verweigert und es demütigt“, schrieb sie in ihrer Kündigung.

New Mexico hat inzwischen als erster Bundesstaa­t in den USA verboten, Kinder wegen der Essensgeld­schulden ihrer Eltern zu ächten. In Kalifornie­n und Texas wird über ein ähnliches Gesetz diskutiert. „Diese Praxis ist weit verbreitet“, sagt Jennifer Ramo, Leiterin der Organisati­on Appleseed in New Mexico, die gegen die Armut kämpft und das „lunch shaming“-Verbot angestoßen hat.

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Kinder, die Essensgeld schulden, werden in US-Schulen gedemütigt.

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