Plötzlich schlägt Xavier Naidoo kleinlaute Töne an
Krisentreffen mit Mannheims Bürgermeister: „Söhne“fühlen sich missverstanden
Mannheim – Es sind reichlich schräge und radikale Töne, mit denen sich Xavier Naidoo (45) in die Schlagzeilen groovte. „Marionetten“heißt der Song, der für Aufregung und Empörung sorgt. Textprobe: „Teile eures Volkes nennen euch schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter“, werden Politiker beschimpft. Oder als „Volks-in-dieFresse-Treter“. Jetzt rudert der Pop-Gigant zurück.
Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz – bisher ein Förderer vieler Naidoo-Projekte – bat den umstrittenen Barden und seine Band „Söhne Mannheims“zum Krisengespräch. Danach erklärte die Gruppe: „Wir sind sehr traurig über die entstandenen Irritationen. Wir verurteilen insbesondere die Vereinnahmung unserer Musik durch Feinde der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit und bekräftigen die Freiheit der Kunst und Meinungsäußerung.“Auf ihrer derzeit laufenden Tournee spielen die „Söhne“den umstrittenen Song nicht. Als Grund nennen sie „musikalische Motive“.
Kurz (54, SPD) erklärte nach dem brisanten Meeting: „Die Stadt Mannheim begrüßte die Erklärung der Gruppe. Sie verdeutlicht, dass die Söhne der Inanspruchnahme durch demokratiefeindliche Rechtspopulisten widersprechen und sich zum Grundgesetz bekennen.“
Xavier Naidoo allerdings hat noch eine Solo-Einlage parat, verteidigt den Text von „Marionetten“gegen den Vorwurf von Rechtspopulismus. Dabei handele es sich vielmehr um eine „zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen, also um die Beobachtung bestimmter Stimmungen, Auffassungen und Entwicklungen“. Diese Beschreibung sei „bewusst überzeichnet“. Immerhin räumte Naidoo ein: „Das mag missverständlich gewesen sein.“Und weiter: „Die Söhne Mannheims und ich stehen seit vielen Jahren ganz klar gegen jede Art von Gewalt, gegen jede Art von Fremdenhass, gegen jede Art von Diskriminierung und gegen jede Form von Radikalismus oder Nationalismus. Genauso erheben wir seit Jahren unsere Stimme gegen alle menschenverachtenden, populistischen oder Hass säenden Personen und Bewegungen.“
Fakt ist: Viele Fans sehen Naidoo immer kritischer. Und: Alle großen deutschen Sender spielen „Marionetten“nicht. Xavier Naidoos Karriere steht auf der Kippe.
„Die Söhne und ich stehen gegen jede Art von Nationalismus.“Xavier Naidoo