Elber erklärt die Brasilianer-Krise
Walace und Douglas Santos spielen im Abstiegskampf keine Rolle Was der Ex-Bundesliga-Torjäger seinen beiden Landsleuten jetzt rät
Sie kosteten den HSV zusammen mehr als 16 Millionen Euro – und können ihrem Klub offenbar nicht helfen. Walace (22) und Douglas Santos (23) sind derzeit komplett außen vor, nur noch dritte Wahl auf ihren Positionen. Brasilianer-Frust im Existenzkampf. Woran das liegt? Der einstige Bundesliga-Torjäger Giovane Elber (44) hat im MOPO-Gespräch die Antworten.
Walace spielte in den letzten drei Partien nur 45 Minuten, Santos wurde für das Mainz-Spiel sogar aus dem Kader gestrichen. Die im Sommer für viel Geld geholten Defensivkräfte werden von Trainer Markus Gisdol nicht gebraucht. Sind die beiden Olympiasieger dem Druck im Abstiegskampf nicht gewachsen? „Nein“, antwortet Elber, „damit können die Jungs umgehen.“Es gebe durchaus Parallelen zwischen der Bundesliga und Brasilien. Elber: „Wir Brasilianer leben den Fußball. Die Fans gehen bei schlechten Leistungen schnell auf die Barrikaden, suchen den direkten Dialog. Der Druck ist ähnlich. Die Spieler müssten das also kennen.“
Aber woran liegt es dann? Elber: „Es ist die neue Kultur, das neue Spielsystem und vor allem die neue Sprache – das braucht Zeit.“Elber erinnert sich an seine Anfänge in Europa 1991 beim Grasshopper Club Zürich zurück. „Ich war in meiner Anfangszeit in der Schweiz auch nicht der lebensfrohe Giovane, der ich sonst war. Ich habe mich sehr schwergetan, war oft schlecht drauf. Erst als ich die deutsche Sprache gelernt habe, wurde alles besser. Etwa sieben Monaten dauerte das. Dann konnte ich die Mitspieler verstehen, den Trainer, die Fans. Plötzlich war ich wie befreit.“Elber wurde in Deutschland glücklich und zu einem der besten ausländischen Bundesligaspieler (260 Spiele, 133 Tore für Stuttgart und München).
Der mittlerweile als Scout tätige Elber traut Walace und Santos Ähnliches zu. „Sie können auf jeden Fall in der Bundesliga Fuß fassen. Aber sie müssen etwas dafür tun, sich mit dem Land identifizieren und die Sprache lernen.“Dem HSV drückt Elber für den Saison-Endspurt übrigens die Daumen. Der Ex-Stürmer: „Dieser große Verein darf nicht absteigen!“