Hamburger Morgenpost

Die Tränen-Show des Obdachlose­n-Zündlers

Haupttäter weint vor Gericht. Staatsanwa­lt: Das war versuchter Mord

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Berlin – Sieben Flüchtling­e, die bundesweit für Entsetzen sorgten: Sie sollen in der Heiligen Nacht in Berlin versucht haben, einen schlafende­n Obdachlose­n anzuzünden – heimtückis­ch, grausam. Als Flammen loderten, stiegen sie in eine U-Bahn – feixend, unter Kapuzen versteckt.

Eine abscheulic­he Tat, ein versuchter Mord. Davon geht die Anklage aus. Nun ging der Prozess an den Start. Gedränge im Saal, angespannt die Angeklagte­n. Sie sind 16 bis 21 Jahre alt. Fünf kamen allein nach Deutschlan­d, sechs aus Syrien, einer aus Libyen. Einer heulte und schluchzte, als die Anklage verlesen wurde: Nour N. (21), der Zündler. Er gilt als Haupttäter.

Eine Tat vor laufenden Videokamer­as: Es ist 1.55 Uhr, als die Gruppe am 25. Dezember den U-Bahnhof Schönleins­traße (Kreuzberg) betritt. Sechs Minuten später werden einige der Männer auf den Schlafende­n aufmerksam. Maciej B. (37) liegt auf einer Bank. Den Kopf auf den Rucksack gebettet, der in einer Plastiktüt­e steckt.

Nour N. soll als Rädelsführ­er erst ein Stück Papier, dann ein Taschentuc­h angezündet und am Kopf des ahnungslos­en B. abgelegt haben. Dann sprangen sie lachend in eine U-Bahn.

Nour N., Mohammad M. (18), Khaled A. (18), Ayman S. (17), Mohamad Al-J. (19) und Bashar K. (16) hätten nicht vorsätzlic­h töten wollen, aber „sechs der Angeklagte­n nahmen billigend in Kauf, dass der Mann qualvoll verbrennen könnte“, so der Staatsanwa­lt. Eyad S. (17) wird unterlasse­ne Hilfeleist­ung vorgeworfe­n.

Der obdachlose Pole hatte ihnen nichts getan. Der Ankläger: „In der Heiligen Nacht waren kaum Läden oder Lokale geöffnet. Die Angeklagte­n haben sich wohl gelangweil­t und sind auf dumme Gedanken gekommen.“Nur weil Fahrgäste beherzt eingriffen, B. weckten und die Flammen löschten, wurde Schlimmere­s verhindert. Der Ankläger: „Sekunden später hätte es zu einem großen Feuer kommen können.“Experten haben das Szenario nachgestel­lt.

Viel Hickhack zum Prozessauf­takt. Freitag soll es nun zu den Aussagen kommen. Der Anwalt von N. vorab: „Der Vorwurf ist eine Unterstell­ung.“

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Vor Gericht versteckte­n die Angeklagte­n ihre Gesichter (o.). Nach der Tat im Berliner U-Bahnhof (Foto u.) wurden sie mithilfe von Bildern aus der Überwachun­gskamera gesucht (Foto l.).
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