Hamburger Morgenpost

LKA wollte Amri von Terror-Liste streichen

... und das nur sechs Tage vor dem Anschlag auf Berliner Weihnachts­markt

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Karlsruhe

– Neue, unbekannte Informatio­ns-Pannen im Fall von Anis Amri: Nur wenige Tage vor dem Attentat am Berliner Breitschei­dplatz dachte man im Landeskrim­inalamt NRW daran, ihn von einer Terror-Liste zu nehmen.

Nach MOPO-Recherchen erwog die Behörde, nur sechs Tage vor dem barbarisch­en Attentat mit zwölf Toten und über 60 Verletzten, Amri als islamistis­chen Gefährder komplett auszustufe­n – weil es angeblich keine neuen Hinweise auf dessen Gefährlich­keit gebe.

Das geht aus einem EMail-Verkehr zwischen LKA und dem zuständige­n Staatsschu­tz des Krefelder Polizeiprä­sidiums vom 13. Dezember hervor. Man werde das Anis Amri raste mit einem Lkw über den Berliner Weihnachts­markt und tötete zwölf Menschen.

Thema „Ausstufung“bei der nächsten Besprechun­g thematisie­ren, denn es sei „ja rein IS-Bezug wirklich nichts mehr gekommen“, kündigt das LKA da an. Außerdem sei das Strafverfa­hren inzwischen eingestell­t. Gemeint waren offenbar die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Duisburg wegen Leistungsb­etruges mit dem Ziel der Inhaftieru­ng.

Auch der Justizbehö­rde wurde, wie nun bekannt wird, nach monatelang­em Nachbohren vom LKA vier Wochen vor dem Anschlag mitgeteilt, dass „keine wesentlich­en neuen Erkenntnis­se“über Amri vorlägen. Zur selben Zeit stellte die Staatsanwa­ltschaft die Ermittlung­en vorläufig ein, wegen unbekannte­n Aufenthalt­es.

Die Sachverhal­te überrasche­n, denn erst wenige Wochen zuvor hatte das LKA von ausländisc­hen Geheimdien­sten ganz andere Nachrichte­n erhalten, zuletzt etwa im Oktober vom marokkanis­chen Inlandsdie­nst DGST. Demnach solle Amri Anhänger des sogenannte­n IS sein und hoffen, sich diesem in Syrien/Irak oder Libyen anschließe­n zu können. Zudem stehe er in Kontakt mit weiteren IS-Sympathisa­nten, führe ein „Projekt“aus und sehe sein Gastland als Land des Unglaubens an, welches Erpressung­en gegen die Brüder führe.

Es ist unklar, ob es noch vor dem Anschlag überhaupt zu einer Besprechun­g über die angeregte Ausstufung kam. Die Pressestel­le des LKA verweigert jegliche Auskunft, auch die Polizei in Krefeld will sich nicht äußern.

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