Jetzt steht es 3:0 für Merkel
Was das NRW-Ergebnis für die Bundestagswahl im September bedeutet. Schulz: „Ich bin kein Zauberer“
Berlin – Das politische Erdbeben von Düsseldorf schlug am Sonntagabend mit voller Wucht in Berlin ein. Während bei der CDU Pils und Kölsch in so großen Mengen flossen, dass es schon vor 20 Uhr nichts mehr gab, herrschte in der SPD-Parteizentrale pure Enttäuschung, fast Beerdigungsstille. Um 19.30 Uhr war die „Wahlparty“vorbei – eine Trauerfeier.
Angela Merkel gegen Martin Schulz – nun steht es plötzlich überraschend 3:0. Nach dem Saarland und SchleswigHolstein ist die Kanzlerinnen-Partei erneut überlegender Sieger in einer Landtagswahl 2017. Die Angst, dass der Schulz-Effekt die Union in Bedrängnis bringen könnte, ist bei den Christdemokraten vorerst verflogen.
Die SPD-Führung wusste schon früh, was der Abend bringen wird: ein historisches Debakel. Statt drei erhofften Siegen nun drei schwere Pleiten. Erstaunlich früh lagen den Parteien diesmal so genannte „Exit Polls“vor, anonyme Befragungen der Meinungsforschungsinstitute nach dem Urnengang. Der Trend zur sozialdemokratischen Katastrophe war in den Berliner Polit-Zirkeln also schon vor 15 Uhr klar.
Als Martin Schulz um 18.30 Uhr im Fahrstuhl den Genossen im Foyer des Willy-Brandt-Hauses nach unten fuhr, ver-
suchte er sich noch in Demut. „Das ist ein schwerer Tag für die SPD. Es ist ein schwerer Tag auch für mich persönlich“, so der Hoffnungsträger. Eine „krachende Niederlage“.
Abseits der Bühne merkte man, wie schlimm ihn die NRW-Pleite wirklich traf. „Ich bin auch kein Zauberer“, giftete Martin Schulz. Er sprach von seiner zeitweiligen „Überpräsenz in den Medien“, bis es schließlich so etwas wie echte Selbstkritik an seinem inhaltsarmen Vorwahlkampf gab: Er habe sich gesagt, so Schulz, „du musst jetzt konkret werden – das habe ich mir jetzt vorgenommen.“
„Diese Einsicht kommt ja früh“, ätzte ein führender Genosse in einer vertraulichen Runde abseits der Parteizentrale. Ein Präsidiumsmitglied kündigt derweil an: „Wir werden unseren Wahlkampfkurs noch einmal grundsätzlich überdenken.“
Als der Generalsekretär der CDU, Peter Tauber, vor die mehreren hundert Anhänger im Konrad-Adenauer-Haus trat, schienen die Konservativen ihr Glück kaum fassen zu können – so still war es in dem Moment. Dann aber legte Tauber unter ohrenbetäubendem Applaus los „Die CDU hat die Herzkammer der SPD erobert. Rot-grün ist abgewählt. Das ist ein toller Tag für die CDU.“
Was heißt das für den Herbst? Der Merkel-Getreue bremste die Erwartungen: „Die Bundestagswahl ist noch lange hin.“Die NRWWahl - sie gilt dennoch immer wieder als kleine Bundestagswahl…