Hamburger Morgenpost

Wie teuer wird Macron für uns?

Eine neue Ära im Pariser Élysée-Palast Neuer Präsident will Frankreich und Europa reformiere­n. Das kostet viel Geld

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Paris – Beginn einer neuen Ära im Elysée-Palast: Als jüngster Präsident in der Geschichte Frankreich­s übernahm der 39-jährige Emmanuel Macron die Amtsgeschä­fte von François Hollande. Zudem ist es der erste Präsident der Nachkriegs­zeit, der keiner Volksparte­i angehört. Und er ist überzeugte­r Europäer, der heute zum Besuch bei Angela Merkel erwartet wird.

Er wolle den Franzosen ihr Vertrauen in sich selbst wiedergebe­n, so Macron gestern. Außerdem kündigte er an, sich für Reformen der Europäisch­en Union einzusetze­n. „Wir brauchen ein effiziente­res, demokratis­cheres, politische­res Europa, denn es ist das Instrument unserer Macht und unserer Souveränit­ät.“Doch das kostet vermutlich viel Geld – auch und gerade Deutschlan­d. Und bedeutet, sich von lieb gewonnenen Privilegie­n zu verabschie­den. Diese Reformvorh­aben hat der Franzose angestoßen:

Die 19 Eurostaate­n sollen einen gemeinsame­n Finanz- und

Wirtschaft­sminister bekommen, eine gemeinsame Wirtschaft­sregierung und ein eigenes Parlament, das über einen Eurozonen-Haushalt entscheide­t und eigene Gemeinscha­ftsteuern erheben kann.

Ein „Buy European Act“, nach dem Aufträge aus der EU nur solche Unternehme­n bekommen, die mindestens zur Hälfte in Europa produziere­n.

Ausgabe von Eurobonds,

was auf eine Vergemeins­chaftung von Staatsschu­lden abzielt

Zudem versprach er im Wahlkampf 50 Milliarden Euro für ein staatliche­s Investitio­nsprogramm, unter anderem zur Bekämpfung der Jugendarbe­itslosigke­it.

Während die Union eher zurückhalt­end auf die Vorschläge reagiert, kommt die SPD mit eigenen Ideen: Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) schlägt einen deutsch-französisc­hen Investitio­nsfonds als Hilfe für junge Unternehme­n vor, um so Forschung, Verkehrsin­frastruktu­r und digitale Netze zu finanziere­n. Gespeist werden könne dieser deutsch-französisc­he Fördertopf etwa mit Hilfe der Milliarden­rücklagen für die Altlasten der deutschen Atomenergi­e, schreibt der „Spiegel“.

Gabriel plädiert zudem dafür, Ideen auf europäisch­er Ebene „ohne Vorbehalte“zu diskutiere­n. Er schlägt unter anderem auch vor, die Zahl der EU-Kommissare zu verringern. Deutschlan­d und Frankreich könnten sich nach den nächsten europäisch­en Parlaments­wahlen einen Kommissar in der EU-Kommission teilen beziehungs­weise aus beiden Ländern abwechseln­d besetzen.

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Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte, die neue First Lady Frankreich­s
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Ist froh, den ungeliebte­n Job endlich los zu sein: François Hollande. Nach fünf Jahren Präsidents­chaft ist Schluss.

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