Die Wehrmacht dachte
Auf sich geladen?
sprochen hatte, wurde er ins Reichsluftfahrtministerium versetzt. Seine Vorgesetzten waren offenbar sehr zufrieden mit ihm: „Nationalsozialistische Haltung einwandfrei“, so steht es in seiner Personalakte. Allerdings ist es denkbar, dass seine Vorgesetzten dies nur deshalb geschrieben haben, weil sie ihn schätzten und sie deshalb seiner Karriere behilflich sein oder ihn schützen wollten.
Ein aktiver Nazi, nein, das sei Schmidt nicht gewesen, ist der Historiker Michael Wolffsohn überzeugt, aber Schmidt sei eben auch alles andere als ein Widerstandskämpfer gewesen. „Er moserte im Kleinen, ohne das Große,
„... aber ebenso gab es eine Mehrheit persönlich schuldloser Soldaten.“Helmut Schmidt 1997
also das NS-System, in Frage zu stellen. Er machte mit.“Der starke Mann, als den er sich gerne dargestellt habe, sei er nicht gewesen.
Fakt ist: Angewidert vom Auftreten des Volksgerichtshofpräsidenten Roland Freisler ließ sich Schmidt 1944 von seinem Auftrag, als Beobachter den Schauprozessen beizuwohnen, entbinden. Kurz darauf äußerte er sich abfällig über Reichsmarschall Hermann Göring, was ihm fast ein Kriegsgerichtsverfahren eingebracht hätte. Diesmal schützten seine Vorgesetzen ihn aktiv, versetzten ihn Anfang 1945 an die Westfront und entzogen ihn so dem Zugriff der Militärjustiz.
Im April 1945 kam Schmidt in britische Kriegsgefangenschaft. Dort lernte er den Mithäftling August Bohnenkamp kennen, der Schmidt die letzten Illusionen über den Nationalsozialismus nahm und ihn für die Sozialdemokratie gewann. Schmidt wurde 1960 Innensenator, 1969 Verteidigungsminister und 1974 Bundeskanzler.