Salvador Sobral: Triumph über Trallala
Mit einem ganz leisen Song gewann er die Herzen der Europäer
Er hat lange Haare, einen Zottelbart und gilt als sonderbarer Einzelgänger ohne Freundin. Er hat keine Windmaschine, keine Stichflammen, kein Tamtam. Und ein schlecht sitzendes Jackett. Er hat blaues Blut in seinen Adern, aber seine Familie ist verarmt, er verkaufte Kaffee bei „Starbucks“: Salvador Sobral (27). Er fuhr den ersten Sieg in der ESC-Historie für Portugal ein. Das Land kam in über 30 Jahren nicht mal in die Top 5. Die MOPO erklärt den sentimentalen Super-Säusler.
Einstellung: Er steht für die Reinheit der Musik, holte nach seinem Triumph über die vielen Trallala-Acts (vorneweg Favorit Italien) zum Appell aus, erklärte: „Ich hoffe, dass das als Zeichen für echte Musik gesehen wird. Musik ist nicht Feuerwerk, sondern echtes Gefühl. Wir wollen keine Wegwerfmusik machen.“Herkunft: Sein Urgroßvater war ein Graf. Und dessen Tante hatte den Sprössling einer deutsch-portugiesischen Nebenlinie des Hauses Oldenburg geheiratet – aus der Linie Schleswig-Holstein-SonderburgBeck. Einer seiner Vorfahren wiederum kam aus dem Hause Hohenzollern.
Familie: Schwester Luísa ist „der wichtigste Mensch für mich“, sagt er. Sie schrieb seinen SiegerSong, sang am Ende des ESC auch mit ihm auf der Bühne. Er entfachte schon im Halbfinale eine Magie des Abends, an die kein anderer Starter heranreichte. Und befeuerte damit eine Diskussion, die schon Jan Böhmermann vor drei Wochen mit seiner Parodie auf den „seelenlosen DeutschPop“lostrat. Musik aus der Konserve – damit kann dieser etwas seltsame, aber authentische Typ eben nichts anfangen.