„Die SPD ist auf dem Boden der Tatsachen“
Interview mit Forsa-Chef Güllner
Berlin – Das politische Erdbeben von Düsseldorf erschüttert die SPD in der Bundeshauptstadt auch noch zwei Tage danach. „Wir gewinnen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam“, versuchte Kanzlerkandidat Martin Schulz gestern das Desaster in NRW auf viele Schultern zu verteilen. Wie groß ist der Einfluss der Kraft-Pleite auf die Bundestagswahl? MOPO-Interview mit dem renommierten Meinungsforscher und Forsa-Chef Professor Manfred Güllner.
MOPO: Professor Güllner, war es das schon für die SPD? Manfred Güllner:
Wahlen werden endgültig am Wahltag entschieden, das haben wir jetzt wieder gesehen. Aber klar ist auch: Die Ausgangslage für die Union ist nun deutlich besser als für Martin Schulz und die SPD, vor allem wenn man bedenkt, dass die CDU in NRW noch nicht einmal ihre Anhänger ausmobilisiert hat. Eine Million Menschen, die 2013 noch Merkel gewählt hatten, haben diesmal nicht die CDU gewählt. Wenn die im Herbst noch hinzukommen sollten, wäre die Wahl in der Tat so gut wie gelaufen.
Die NRW-Wahl gilt als „kleine Bundestagswahl“. Wie stark ist die Wirkung wirklich?
Das ist natürlich eine wichtige Entscheidung gewesen, die für weitere Symapthiedellen bei der SPD sorgen dürfte. Aber hier gibt es auch ein Missverständnis: Der Begriff von der „Herzkammer“oder dem „Stammland“der SPD ist so gar nicht korrekt. Bis 1966 hat die CDU in NRW teilweise sogar mit absoluter Mehrheit regiert.
Wie echt war denn überhaupt der Hype um Schulz?
Ich würde es so sagen: Die SPD ist nun wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Denn neben Sigmar Gabriel als Vorsitzendem war und ist ja auch die Partei selbst das Problem. Sie hat sich zuletzt ihre Lage nur schöngeredet. Zwar gibt es ein großes Reservoir an Menschen, die sich in der Tat vorstellen können, SPD zu Sieht eine gute Ausgangslage für die CDU: Forsa-Chef Manfred Güllner
wählen – nur sie verbinden damit ganz andere Hoffnungen auf Neuerungen, als Martin Schulz sie erfüllt.
Was heißt das konkret?
Die SPD muss wieder Kompetenz gewinnen. Man muss ihr wieder zutrauen, dass sie die Probleme des Landes lösen kann, so wie es unter Helmut Schmidt oder auch Gerhard Schröder war. Es ist nämlich ein Trugschluss, dass die SPD allein als Partei der sozialen Gerechtigkeit bestehen kann, denn als das galt sie schon immer. Damit gewinnt man nur keine Wahlen. Die SPD braucht wieder Glaubwürdigkeit in wirtschaftlichen Fragen.