Triumph der Langweiler
Nett und unterschätzt: die Wahlsieger Daniel Günther und Armin Laschet
Düsseldorf – Zu lasch, zu freundlich, zu rheinländisch nett: Wie ein Sieger sah Armin Laschet (56) selbst bei CDU-Parteifreunden bisher eigentlich nie aus. Und doch wird der joviale Katholik aus Aachen jetzt Ministerpräsident des SPD-Kernlandes Nordrhein-Westfalen. Wie konnte ein Langweiler wie Laschet die übermächtige Landesmutter Hannelore Kraft schlagen?
Unterschätzt: Kein Zweifel, Hannelore Kraft hat Laschet unter- und sich selbst überschätzt. Sie erbat sich sogar von SPD-Star Schulz aus, den bundespolitischen Ball flach zu halten, weil sie sich ihrer Sache allzu sicher war. Auch in Kiel unterschätzte ein arrogant wirkender SPD-Ministerpräsident Torsten Albig den absoluten Nobody Daniel Günther (43), der bundesweit zuvor nur einmal aufgefallen war – als er Schweinefleisch als Angebot in Kitas und Schulen retten wollte. Flankenangriff: Was Laschet den Sieg brachte, war teils das Unvermögen der rot-grünen Landesregierung, vor allem aber ein fulminanter Flankenangriff in der Endphase des Wahlkampfes auf die größte Schwachstelle: die Kampagne über das schlechte Abschneiden des „Schlusslichts NRW“– mit einem Spitzenplatz nur bei der Einbruchskriminalität – zeigte Wirkung, auch wenn Laschets Zahlen nur teilweise stimmten. Und: „Sheriff Laschet“holte sich mit Wolfgang Bosbach einen der beliebtesten deutschen
Der Flankenangriff bei der inneren Sicherheit saß.
Politiker als Innen-Experten ins Boot. Bosbach soll nach dem CDU-Wahlsieg eine Kommission leiten, die in der Düsseldorfer Staatskanzlei angesiedelt wird und die NRW-Sicherheitsarchitektur auf den Prüfstand stellen soll. Der Angriff wurde zum Volltreffer. Richtiger Riecher: Marode Straßen, überforderte Schulen (Inklusion), Chaos beim Turbo-Abi, Versagen bei der inneren Sicherheit (Innenminister Ralf Jäger, SPD) – mit diesen Themen setzte
der nette Herr Laschet nach sieben Jahren Rot-Grün auf die richtigen bürgernahen Themen.
TV-Duelle: Genau wie Arauch min Laschet konnte der Nord-Langweiler Daniel Günther, keineswegs ein rhetorisches Genie, in den TV-Duellen überraschend punkten. Der CDU-Herausforderer wirkte schlagfertig, forsch, ohne dabei aggressiv zu überziehen. Auch Laschet schaffte es, Kraft nach sieben eher mäßigen Regierungsjahren zu stellen.