Hamburger Morgenpost

Vergewalti­gung auf Kiez-Toilette: Adil B. steht vor Gericht

Der Fall zeigt auch das Versagen der Behörden

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Prozessauf­takt im Verfahren um ein brutales Verbrechen in der Damentoile­tte der Kiezbar „99 Cent“: Adil B. (34) hört mit unbeweglic­her Miene der Anklagever­lesung zu. Laut Staatsanwa­ltschaft hat der Marokkaner am frühen Morgen des 11. Dezember 2016 gegen 3.40 Uhr eine 24-Jährige in einer Klo-Kabine vergewalti­gt. Adil B. lässt über seinen Anwalt verkünden, dass er von seinem Recht auf Schweigen Gebrauch macht.

Für die Aussage des Opfers wird die Öffentlich­keit ausgeschlo­ssen. Sichtlich aufgewühlt wartet die junge Frau vor dem Gerichtssa­al darauf, aufgerufen zu werden, umarmt schließlic­h noch einmal ihre Freundin und geht dann in den Saal, eine Hand nervös auf ihren Magen gepresst.

Laut Anklage ist Adil B. der Mann, der ihr in jener Nacht auf die Damentoile­tte gefolgt war, sie in eine Kabine gezerrt und vergewalti­gt hat. Die Polizei hatte ihn noch am Tatort festgenomm­en. Er hatte 2,1 Promille Alkohol im Blut.

Kurz nach der Festnahme kamen ungeheure Behördensc­hlampereie­n ans Tageslicht. Adil B. ist ein abgelehnte­r Asylbewerb­er, der zur Tatzeit längst hätte abgeschobe­n sein sollen. Sein Asylantrag war im April 2016 abgelehnt worden. Darauf forderte das Land Niedersach­sen ihn zur „freiwillig­en Ausreise“in seine Heimat auf. Adil B. tauchte unter, beging Einbrüche und Diebstähle, landete in U-Haft. Kurz bevor er mutmaßlich zum Vergewalti­ger wurde, war er aus der U-Haft entlassen worden. Fortsetzun­g am 30 Mai.

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Auf der Damentoile­tte dieser Bar an der Großen Freiheit wurde im Dezember 2016 eine junge Frau vergewalti­gt.
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Der Angeklagte Adil B. (34) will sich zu dem Vergewalti­gungsvorwu­rf nicht äußern.

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