„Der HSV ist im Vorteil“
Hamburg- und VfL-Ikone im MOPO-Interview. Viele seiner Bekannten wünschen „Dino“den Abstieg
Als Spieler wurde er mit dem HSV (1976 bis 1986) dreimal Deutscher Meister, holte zweimal den Europapokal. Als Trainer gewann er 2009 mit dem VfL Wolfsburg sensationell die Liga (2007 bis 2009 und 2011 bis 2012). Kaum einer kennt beide Vereine besser als Felix Magath. Vor dem Endspiel am Sonnabend erreichte die MOPO den 63-Jährigen in China, wo er zurzeit als Coach von Shandong Luneng arbeitet.
MOPO: Herr Magath, am letzten Bundesliga-Spieltag kommt es tatsächlich zum Rettungs-Gipfel zwischen dem HSV und Wolfsburg. Wem drücken Sie eigentlich die Daumen? Felix Magath:
Wenn ich einem der beiden Klubs die Daumen drücke, dann dem HSV. Ich habe in der letzten Zeit immer gesagt, dass mir der HSV von allen Vereinen am nächsten liegt.
Wer wird das Spiel am Ende für sich entscheiden?
Ich verfolge den Bundesliga-Fußball hier in China – aber leider nur am Rande. Das HSVSpiel habe ich daher nur in der Zusammenfassung gesehen. Der Punktgewinn in der letzten Sekunde kann natürlich ausschlaggebend sein. Das ist selbstverständlich ein Vorteil. Aus diesem glücklichen Moment, ein verloren geglaubtes Spiel noch auszugleichen, kann viel Kraft gezogen werden. Das wirkt sicher nach und spricht für den HSV. Zudem muss man sagen, dass man in Wolfsburg lange nicht damit gerechnet hat, dass man gegen den Abstieg spielen wird. Das kennen die Wolfsburger nicht. Ich sehe den HSV im Vorteil.
Sie kennen beide Vereine. Was ist denn da bloß schiefgelaufen?
Ich bin schon verwundert, dass beide Vereine bis zum Schluss unten drin stehen. Das war vor der Saison nicht unbedingt zu erwarten. In Wolfsburg und auch in Hamburg wurde ja viel Geld investiert. Der VfL ist ein sehr schwieriger Verein, der aufgrund seiner Struktur automatisch ein anderer Fußball-Klub ist. Das Arbeiten dort ist schwieriger, weil einiges vom Unternehmen diktiert wird. Es müssen auch immer Interessen des Unternehmens berücksichtigt werden. Und was zuletzt in Hamburg schiefgelaufen ist, muss ich ihnen ja nicht sagen... Dass sich der HSV derart zurückgekämpft hat, ist erstaunlich. Daran hatte zwischendurch doch niemand mehr geglaubt.
HSV-Boss Heribert Bruchhagen hat jüngst gesagt, dass die Bundesliga und die Medien ein Inte-
resse daran haben, dass der HSV in der Bundesliga bleibt. Wie sehen Sie das? Ein HSV-Abstieg wäre traurig. Aber der ’Herri’ soll sich da mal nicht täuschen – es gibt genügend Leute, die sagen: Ein Abstieg des HSV wäre für alle Beteiligten besser. Das ist nicht meine Meinung, nur die von vielen anderen. Ich rede oft mit Leuten, die fußballinteressiert sind, über den HSV. Und die denken fast alle so.
Werden Sie das Spiel am Sonnabend verfolgen?
Leider kann ich es nicht live sehen. Wir spielen selbst um 19.35 Uhr Ortszeit. Bei Ihnen in Deutschland ist es dann 13.35 Uhr. Sie können aber davon ausgehen, dass ich nach unserem Spiel die Füße auf dem Sofa hochlegen und die Zusammenfassung schauen werde.